Predigt von Weihbischof Rolf Steinhäuser im Pontifikalamt aus den Kölner Dom am Gedenktag des Heiligen Stephanus. Im Pontifikalamt im Kölner Dom zitierte Weihbischof Rolf Steinhäuser an diesem zweiten Weihnachtstag den verstorbenen Limburger Altbischof Franz Kamphaus mit den Worten "Weihnachten feiern heißt, sich der Nacht stellen. Was nützt aller Lichterglanz und alle gekonnte Festinszenierung, wenn unser Weihnachten der Wirklichkeit nicht standhält?"
Wenn Weihnachten etwas taugen solle, so Steinhäuser in seiner Predigt, müsse es mehr als nur eine kleine Flucht aus dem Alltag sein. Er formuliert die Kernthese, dass Weihnachten der Wirklichkeit standhält, denn Gott habe sich unserer Macht gestellt. Dabei ist auch ihm nichts Dunkles und Schmerzliches fremd geblieben, denn das zieht sich durch das gesamte Leben Jesu hindurch, von der Krippe bis ans Kreuz.
Steinhäuser zeichnet das Bild eines verschlossenen Himmels, der an Weihnachten von Gott durchbrochen wurde und schließlich von Jesus für uns Menschen geöffnet wurde. Das ist es auch, was Stephanus als erster Blutzeuge bekennt, als er für seinen Glauben gesteinigt wurde: "Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen."
Stephanus in unmittelbarer Nähe zur Krippe
Der Heilige Stephanus wird deshalb sehr gerne in die Nähe der Krippe gestellt, weil er "aus dem geöffneten Himmel lebt" und seinen hasserfüllten Mördern verziehen hat, er lebt "aus dem geöffneten Himmel" und ist dadurch Teil der neuen Menschheit. Er bestätigt mit seinem Leben, dass das Kind den Himmel dauerhaft geöffnet hat und Weihnachten darum der Wirklichkeit standhält, auch in den Misslichkeiten und Nöten unseres Lebens.
Weihbischof Steinhäuser ermutigt deshalb zu feiern, weil der Himmel geöffnet bleibt. Man habe jeden Tag des Lebens einen Grund dazu.
Zweiter Weihnachtstag
DOMRADIO.DE übertrug am zweiten Weihnachtstag, dem Fest des Heiligen Stephanus, das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Rolf Steinhäuser.
Der Mädchenchor am Kölner Dom sang unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile "Carol of the Bells" von Mykola Leontovitch, die Missa piccola von Oliver Sperling und "Die Engel und die Hirten" von Zoltán Kodály. An der Orgel: Matthias Wand.
Heute ist
Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen, den die katholische Kirche in Deutschland an jedem 26. Dezember begeht.
Um das Jahr 40 erlitt Stephanus als erster christlicher Märtyrer den Tod vor den Toren Jerusalems. Sein Tod trägt Züge des Todes Jesu, wenn er sterbend für seine Peiniger um Vergebung bittet, wie es auch von Jesus überliefert wird. Die Nähe des Stephanustages zum Weihnachtsfest zeigt, dass der christliche Glaube auch an Weihnachten das Kreuz nicht ausblendet. Im Tod des ersten Märtyrers wird es bereits sichtbar. Die Liturgie ist an diesem Tag gar nicht weihnachtlich, sondern ganz vom Mut des Stephanus zu freiem Bekenntnis geprägt.
Damit die Apostel frei seien für den Dienst der Verkündigung, wurden sieben Männer als Diakone ausgewählt. Einer von ihnen, ein „Mann, erfüllt von Glauben und vom Heiligen Geist“ (Apg 6, 5), war Stephanus. Sein griechischer Name deutet auf seine Herkunft aus dem hellenistischen Judentum. – Die Apostelgeschichte berichtet von den Überlegungen der Apostel, die verschiedenen Dienste in der Gemeinde zu ordnen. Zur Zeit der Urkirche kam es in Jerusalem immer wieder zu heftigem Streit zwischen dem etablierten Judentum, für das der Tempelkult und die kultisch verstandene Tora zentrale Bedeutung hatten, und den tora- und tempelkritischen Judenchristen aus der Diaspora, die später auch unter den Heiden missionierten. Als ein Exponent dieser Gruppe geriet der redebegabte Stephanus ausgerechnet mit Diasporajuden aneinander, die sich für Tempel und Tora starkmachten.
Als die Gegner seinen Aussagen mit Argumenten nicht mehr beikommen konnten, griffen sie zu Falschaussagen, hetzten das Volk auf und zerrten Stephanus vor den Hohen Rat, wo sie das Todesurteil gegen ihn erwirkten (vgl. Apg 6, 8–15). Seine Verteidigungsrede wurde als Got-teslästerung gedeutet, worauf der Tod durch Steinigung stand (vgl. Apg 7, 54–60).
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Dezember 2024