Seit 12 Tagen ist Papst Franziskus Patient in der Gemelliklinik in Rom und es geht ihm nicht gut. Und so versammeln sich immer wieder große Pilgergruppen auf dem Petersplatz, um gemeinsam für den Heiligen Vater zu beten. "Ich sende ihm meine Gebete, dass er Kraft bekommt und Geduld behält", sagt eine Pilgerin aus Mexiko. Das gefällt mir sehr gut. Es ist realistisch. Sie betet nicht um Gesundheit und ein langes Leben für Franziskus, weil sie, wie wir alle wissen, dass er mit 88 Jahren schon ein langes Leben hat und man in dem Alter eben oft nicht mehr gesund ist und auch nicht mehr gesund wird. Aber sie betet, damit er Kraft bekommt. Kraft für die Annahme dessen, was kommt und die Kraft, noch zu tun, was ihm wichtig ist. Und sie betet, dass er die Geduld behält. Und Franziskus selbst hat immer gesagt, dass Geduld nicht seine Stärke ist und dass es ihm oft alles zu langsam geht. Also ist die Bitte für ihn um Geduld, ebenso eine gute Idee.
Mir ist in diesen Tagen ein anderes Bild in den Kopf gekommen: der menschenleere Petersplatz Ende März 2020, als die Corona-Pandemie weltweit zu wüten begonnen hatte. Und dann ganz allein der Papst in Gebet und Predigt für die Menschen auf der weiten Welt. In seiner Predigt lud Franziskus damals dazu ein, für sich zu entscheiden, "was wirklich zählt und was vergänglich ist". Es sei "die Zeit, den Kurs des Lebens wieder neu auf dich, Herr, und auf die Mitmenschen auszurichten", so der Papst. "Wir haben vor deinen Mahnrufen, Herr, nicht angehalten, wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört", so der Papst. "Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden. Jetzt, auf dem stürmischen Meer, bitten wir dich: "Wach auf, Herr!" und hilf uns.
Hier wird nochmal sehr deutlich, worum es ihm geht: um das neu ausrichten auf den Herrn und auf die Mitmenschen. Und dazu gebe Gott uns und ihm genügend Kraft und Geduld.