Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung stellt Studie zu nachhaltiger Familienpolitik vor

Viele Deutsche sehen erfülltes Leben auch ohne Kinder

Kein Volk in Europa will so wenige Kinder haben, wie die Deutschen. Das ergibt die aktuelle Studie «Kinderwünsche in Deutschland - Konsequenzen für nachhaltige Familienpolitik» des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Frauen wünschten sich demnach durchschnittlich 1,75 und Männer 1,6 Kinder.

 (DR)

Kein Volk in Europa will so wenige Kinder haben, wie die Deutschen. Das ergibt die aktuelle Studie «Kinderwünsche in Deutschland - Konsequenzen für nachhaltige Familienpolitik» des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Frauen wünschten sich demnach durchschnittlich 1,75 und Männer 1,6 Kinder. Dabei entschieden sich in Deutschland mittlerweile fast jeder vierte Mann und jede siebte Frau grundsätzlich für ein Leben ohne Kinder, heißt es. Zum Vergleich: In Polen und Finnland hoffen viele Menschen, mehr als zwei Kinder zu bekommen.

„Weder Männer noch Frauen sehen Kinder heute als unerlässlich für ein erfülltes Leben an", heißt es in der Studie. Kinder seien zu einem Wert unter vielen geworden. Die Wissenschaftler bescheinigen Deutschland einen „eindrucksvollen Wertewandel". Der Anteil derjenigen, die meinen, dass eine Frau Kinder für ein erfülltes Leben brauche, sank nach ihren Erhebungen zwischen 1990 und 2000 von 65 auf 36 Prozent.

Ansehensverlust durch zu viele Kinder befürchtet
Der Studie zufolge wird ein Ansehensverlust eher mit zu vielen als mit gar keinen Kindern befürchtet. Heute sei jede fünfte Frau kinderlos. Neben den Kinderwunsch trete „in wachsendem Maße der Wunsch nach Kinderlosigkeit", so die Forscher. Zwei Drittel der befragten Frauen rechnen im Fall einer Mutterschaft mit deutlich schlechteren Beschäftigungschancen. Dagegen sehen vier Fünftel der Männer ihre Jobaussichten durch die Geburt eines Kindes nicht berührt.

Die Verfasser der Studie kommen zu dem Schluss, dass es immer noch die Frauen sind, die die stärksten Einschränkungen durch Kinder erfahren. Deshalb müsse Gleichberechtigung stärker in staatlichen Programmen verankert werden, wenn die Geburtenrate von durchschnittlich 1,37 Kindern pro Frau mittelfristig steigen soll.

Kardinal Meisner: Kinder in Deutschland ein Armutsrisiko
Auch der Kölner Kardinal Meisner bedauert, dass heutzutage sehr viele Partnerschaften, die sich Ehen nennen, von vornherein in der Absicht abgeschlossen, keine Kinder bekommen zu wollen.  Nach wie vor seien Kinder in Deutschland ein Armutsrisiko. Das bleibe ein Skandal. Von der Politik verlangt der Kardinal "Mut zur Gestaltung". Auf jeden Fall müssten Kinder wieder "in die Mitte" gestellt werden, damit die Gesellschaft Zukunft habe, so der Erzbischof in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.