Stichwort: Jesuiten

Orden mit dynamischen Prinzip

Die Jesuiten bilden eine der größten Ordensgemeinschaften in der katholischen Kirche. Gegründet hat die +Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an das lateinische +Societas Jesu" (SJ), der Spanier Ignatius von Loyola (14911556). Er hatte zunächst eine militärische Laufbahn angestrebt, bevor er sich nach einer schweren Kriegsverletzung entschloß, Priester zu werden.

 (DR)

Die Jesuiten bilden eine der größten Ordensgemeinschaften in der katholischen Kirche. Gegründet hat die +Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an das lateinische +Societas Jesu" (SJ), der Spanier Ignatius von Loyola (14911556). Er hatte zunächst eine militärische Laufbahn angestrebt, bevor er sich nach einer schweren Kriegsverletzung entschloß, Priester zu werden. Während seines Studiums in Paris sammelte er Gefährten, mit denen er im Heiligen Land missionieren wollte. Da das wegen Kriegsgefahr nicht möglich war, gingen sie einem Gelübde gemäß nach Rom, um sich in den Dienst des Papstes zu stellen. Paul III. nahm das Angebot an und bestätigte 1540 die Gemeinschaft. Die von Ignatius verfaßten Satzungen des Ordens gelten als die letzte +große" Ordensregel nach denen von Augustinus, Benedikt, Franziskus und Dominikus.

Ignatius schuf einen völlig neuen Ordenstyp. Bezeichnend dafür ist noch heute das dynamische Prinzip, das eine stete Anpassung an die aktuelle Situation verlangt. Jesuiten sind keine Mönche, sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben den drei Ordensgelübden - Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam - verpflichten sie sich, wie schon Ignatius, in einem vierten Versprechen zum Gehorsam gegenüber Missionsaufträgen des Papstes. Außerdem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben. So kann ein Jesuit nur Bischof werden, wenn es der Papst ausdrücklich anordnet. Aufgabenfelder sind traditionell Schulen und Universitäten, die Priesterausbildung und die Arbeit in Massenmedien. Papst Paul
VI. beauftragte den Orden zudem, sich mit der sozialen Frage und dem Dialog mit dem Atheismus zu befassen. Wegen ihrer Rolle im Bildungswesen und als ehemalige Berater an Königs- und Fürstenhöfen gelten die Jesuiten als +intellektuelle Elite" und +geistige Avantgarde" des Katholizismus.

An der Spitze der Gesellschaft Jesu, die mit 2.000 Niederlassungen in mehr als 100 Ländern vertreten ist, steht ein Ordensgeneral, derzeit der Niederländer Peter-Hans Kolvenbach. Zum Orden gehören weltweit rund 23.000 Mitglieder, in Deutschland etwa 500. Bedeutende Jesuiten waren der Indien- und Japanmissionar Franz Xavier (1506-1552) und Matteo Ricci (15521610), der am kaiserlichen Hof in China wirkte, sowie der
Kirchenlehrer Petrus Canisius (1521-1597). Als berühmte Jesuiten dieses Jahrhunderts gelten der Konzilstheologe Karl Rahner (1904-1984), der Nestor der katholischen Soziallehre Oswald von
Nell-Breuning (1892-1991) und der Naturwissenschaftler und Philosoph Teilhard de Chardin (1881-1955).
(KNA,dr)