Bischof Marx warnt vor Aushöhlung des Sonntagsschutzes

Vor einer Auflösung des Sonntagsschutzes warnt der Trierer Bischof Reinhard Marx. Es wäre ein Kulturverfall, wenn der Sonntag zum Werktag gemacht würde, sagte der Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz am Montag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Trier. Der arbeitsfreie Sonntag gehöre zu den Fundamenten des Zusammenlebens und genieße Verfassungsrang.

Es gebe während der Woche ausreichend Möglichkeiten zum Einkauf, fügte Marx hinzu. "Viele, die sonntags die Geschäfte bevölkern, wissen vielleicht auch nicht, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollen - und das finde ich sehr bedauerlich." Skeptisch zeigte sich der Bischof gegenüber einer völligen Liberalisierung der Öffnungszeiten an den Werktagen. Einerseits könne man "sicher etwas liberaler sein als beim Sonntag, das widerspricht ja auch nicht der Verfassung". Andererseits werde die Gesamtmenge dessen, was gekauft wird, durch längere Öffnungszeiten nicht größer, so Marx mit Blick auf Erfahrungen bei der Fußball-WM. Der Bischof warnte vor einer steigenden Belastung für die Angestellten und ihre Familien. "Eine völlige Freigabe hieße ja etwa für eine Verkäuferin, dass sie überhaupt keine verlässlichen Arbeitszeiten mehr hat. Und das halte ich auch aus sozialethischer Sicht für sehr bedenklich."

Im Zuge der Föderalismusreform sind die Ladenöffnungszeiten künftig Ländersache. Viele Bundesländer haben angedeutet, dass sie den Ladenschluss deutlich liberalisieren wollen. So existieren in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bereits Pläne, die Öffnungszeiten an Sonntagen in Kur- und Erholungsorten deutlich auszuweiten. (KNA)

Gegen eine Liberalisierung an Sonntagen hat das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken eine bundesweite Unterschriften-Kampagne unter dem Motto "Sonntags nie" gestartet.
Silke Schmitt hat mit dem Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Prälat Klemens Kathke, über die Initiative gesprochen.