Der Weg zum Papst ist lang und endet auf einem weiten Feld. Schmale Straßen ziehen sich schnurgerade über eine riesige Fläche; auf einer Seite markieren Schilder Parkplätze, auf der anderen ragt der Messeturm in den Himmel, und irgendwo dahinter verliert sich die Stadt im Nichts. Das Freigelände der Neuen Messe München ist "nicht wahnsinnig attraktiv", wie es der Erzbischöfliche Baureferent George Resenberg vorsichtig umschreibt. Gerade sind jedoch die ersten Bagger angerückt, um es zu einer Attraktion für die Massen zu machen: Zum Ort des großen Münchner Papstgottesdienstes.
Pilger erwarten harte Wartestunden
Mehr als 250.000 Gläubige werden hier am 10. September Benedikt XVI. erleben, und dafür ist das Gelände, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, bestens gerüstet. "Wasser, Strom, Trafostationen - alles ist durch die Messe schon da", erklärt Resenberg. Eigentlich hätten sich die Organisatoren gewünscht, dass der Papst wie sein Vorgänger Johannes Paul II. 1980 auf der Theresienwiese vor der weltberühmten Kulisse der Bavaria zelebriert - der Platz ist jedoch zu diesem Zeitpunkt schon mit den Bierzelten und Achterbahnen für das Oktoberfest belegt.
Nun wird Benedikt XVI. mit dem Rücken zum Messeturm stehen, und das Gelände, das sich zu seinen Füßen ausbreitet, soll in diesen Wochen laut Sprecher des Münchener Erzbistums Winfried Röhmel zu einem "freundlichen, heiteren Platz gemacht werden". Mit Unterstützung des Ingenieurs Werner Sobek von der Technischen Universität Stuttgart ließ das Erzbischöfliche Baureferat zu diesem Zweck eine helle Altarinsel schaffen, die in 22 Metern Höhe von einem Zelt aus weißem Kunststoff überspannt wird. Auf dem in drei Terrassen ansteigenden, sechs Meter hohen Bau stehen der Altar, die Kathedra des Papstes und die Sitze der Konzelebranten.
Auf der anderen Seite wird der Platz von der Pressetribüne begrenzt, dazwischen wird sich das Volk versammeln - ordentlich in verschiedene Blöcke eingeteilt. Sitzplätze wird es nur für die 2.500 Ehrengäste geben. Den Pilgern, die wohl ab 4 Uhr morgens auf das Gelände strömen werden, stehen dagegen harte Stunden bevor, weil Klappstühle aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt sind. Überlebenshilfe gibt der Pilgerbeutel mit Regencape, Wasserflasche, Liedheft und Andenkenbild, der von freiwilligen Helfern verteilt wird. Ab 6 Uhr morgens läuft zudem ein "liturgisches Vorprogramm", das die Wartezeit verkürzen soll.
Feier mit weltweit ältestem lebensgroßen Kruzifix
Um freie Sicht auf den Altar zu gewährleisten, wurden knapp 40 Bäume ausgepflanzt, die nach dem Papstbesuch wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren. Acht Videoleinwände sollen dafür sorgen, dass die Gläubigen nicht wie in einem Sog zum Altar hindrängen. Ein Problem, das bei den großen Papstgottesdiensten auf dem Petersplatz in Rom oft noch die Geduldigsten unter den Frommen in Verzweiflung stürzt, wird in München ebenso pragmatisch wie umfassend gelöst: 1.600 Toiletten werden über den Platz verteilt, so dass niemand mehr als 300 Meter bis zu einem WC zurücklegen muss.
Sechs Millionen Euro umfasst der Bau-Etat des Erzbistums für die päpstlichen Auftritte auf dem Marienplatz, dem Gelände der Neuen Messe München und in Freising. Die gewaltigen Kosten entstehen laut Resenberg vor allem durch die Technik: Allein Beschallung und Videowände verschlingen mehr als 2 Millionen Euro.
Den kostbaren Schmuck für die Altarinsel hat dagegen das Erzbistum durch einen Glücksfall schon parat. Es wird aus einer Dorfkirche im nördlichen Landkreis Freising angeliefert: Das Enghausener Kreuz, das im vergangenen Jahr bei einer Ausstellung im Freisinger Diözesanmuseum als Sensation gefeiert wurde.
Überraschend hatten Experten bei der Restaurierung festgestellt, dass es sich bei dem Christus mit dem gewellten Haar um das weltweit älteste lebensgroße Kruzifix handelt. Nach seinem Ausflug in die Großstadt wird es nach Enghausen zurückkehren.
In München beginnen die Bauarbeiten für den Papst-Gottesdienst
Benedikt vor dem Messeturm
Der Weg zum Papst ist lang und endet auf einem weiten Feld. Schmale Straßen ziehen sich schnurgerade über eine riesige Fläche; auf einer Seite markieren Schilder Parkplätze, auf der anderen ragt der Messeturm in den Himmel, und irgendwo dahinter verliert sich die Stadt im Nichts.
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