Im domradio: Der Konflikt aus sozial-psychologischer Sicht

"Das Pulverfass Nahost brennt weiter"

UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich am Wochenende "tief betroffen": Israelische Elitesoldaten hatten sich Schießereien mit der radikal-islamischen Hisbollah geliefert - ein Bruch der Waffenruhe, bei dem vier Menschen ums Leben kamen. Warum der Frieden im Libanon so schwierig ist und wie Frieden und Versöhnung zwischen den verfeindeten Staaten gelingen kann: hören Sie hierzu im domradio-Interview den Aachener Psychoanalytiker Micha Hilgers, der sagt: "Vor allem das Gefühl der Ungerechtigkeit hält das Pulverfass Nahost weiter am Brennen".

 (DR)

UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich am Wochenende "tief betroffen": Israelische Elitesoldaten hatten sich Schießereien mit der radikal-islamischen Hisbollah geliefert - ein Bruch der Waffenruhe, bei dem vier Menschen ums Leben kamen. Warum der Frieden im Libanon so schwierig ist und wie Frieden und Versöhnung zwischen den verfeindeten Staaten gelingen kann: hören Sie hierzu im domradio-Interview den Aachener Psychoanalytiker Micha Hilgers, der sagt: "Vor allem das Gefühl der Ungerechtigkeit hält das Pulverfass Nahost weiter am Brennen".

Die Menschen im Libanon fühlen sich benachteiligt
Bei dem Nahost-Konflikt gehe es vor allem um Gefühle, erklärt Hilgers. "Gefühle wie Demütigung und Scham stehen dabei maßgeblich im Mittelpunkt. Es geht darum: Wer  wahrt sein Gesicht?" Diese Gefühle erlebe man bei allen am Nahost-Konflikt beteiligten Ländern. Es sei eine Illusion, dass eine UN-Truppe diese Jahrzehnte alten Gefühle sofort vertreiben werde, warnt der Psychoanalytiker und Buchautor.

"Am Wichtigsten wäre es gewesen, wenn das Gefühl entstanden wäre, dass beide Seiten gleichmäßig gerecht behandelt werden. Aber genau das ist nicht geschehen. Die Menschen im Libanon fühlen sich benachteiligt. Und das hält das Pulverfass am Brennen."

Hören Sie im das vollständige domradio-Interview mit dem Aachener Psychoanalytiker und Buchautoren Micha Hilgers.

Geberkonferenz Ende August
Italien soll nach Vorstellung des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert bei der internationalen Friedenstruppe Unifil die Führungsrolle übernehmen. Wie italienische Medien berichteten, habe Olmert in einem Telefongespräch mit dem italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi gebeten, auch Soldaten für die Überwachung der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien zur Verfügung zu stellen. Nach israelischer Darstellung werden Waffen für die radikalislamische Hisbollah über Syrien eingeschmuggelt. Auch der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora sprach sich nach italienischen Medienangaben für eine herausgehobene Rolle Roms bei der UN-Truppe aus.

Unterdessen hat der libanesische Ministerpräsident Siniora die Welt zur Hilfe beim Wiederaufbau seines Landes aufgerufen. Er sprach von Kriegsschäden in Milliardenhöhe. Das Land erhielt bereits 800 Millionen Dollar Nothilfe von Kuwait und 500 Millionen Dollar von Saudi-Arabien. Schweden will am 31. August eine Geberkonferenz ausrichten, zu der nach Angaben des Außenministeriums in Stockholm Vertreter von 60 Regierungen und Organisationen eingeladen wurden.

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