Ökumenisches Abendlob mit Papst Benedikt XVI. im Regensburger Dom

Stunde der Dankbarkeit, „dass wir so miteinander beten dürfen“

Katholische, evangelische und orthodoxe Christen haben sich am Dienstagabend, 12. September im Regensburger Dom mit Papst Benedikt XVI. zu einem ökumenischen Abendlob versammelt. „Dies ist eine Stunde der Dankbarkeit dafür, dass wir so miteinander beten dürfen und aus der Zuwendung zum Herrn zugleich miteinander eins werden", sagte der Papst zu Beginn des Gottesdienstes.

 (DR)

Katholische, evangelische und orthodoxe Christen haben sich am Dienstagabend, 12. September im Regensburger Dom mit Papst Benedikt XVI. zu einem ökumenischen Abendlob versammelt. „Dies ist eine Stunde der Dankbarkeit dafür, dass wir so miteinander beten dürfen und aus der Zuwendung zum Herrn zugleich miteinander eins werden", sagte der Papst zu Beginn des Gottesdienstes. Zuvor hatte er eine Prozession der Repräsentanten verschiedener Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften angeführt, die der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in Bayern angehören. Die Prozession führte von der St. Ulrichs-Kirche in den benachbarten Dom durch dessen renoviertes und restauriertes Westportal.

Christen sollen mehr von Maßstäben des Lebens Zeugnis geben
Der Heilige Vater wandte sich zunächst an die Teilnehmer aus der orthodoxen Kirche. Er habe als junger Professor in Bonn zwei orthodoxe Geistliche, die später führend in ihrer Kirche wurden, persönlich kennen und schätzen gelernt. Später seien viele Begegnungen und Kontakte hinzugekommen. Er hoffe und bete, dass die Kontakte und Gespräche mit der orthodoxen Kirche „fruchtbar sind und dass die uns verbindende Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, die Gemeinschaft in dem von den Aposteln überlieferten Glauben, sich vertieft und zu jener vollen Einheit reift, an der die Welt erkennen kann, dass Jesus Christus wahrhaft der Gesandte Gottes, Gottes Sohn, der Heiland der Welt ist".

Ebenso herzlich begrüßte der Papst auch „die Freunde aus den verschiedenen Traditionen der Reformation". Auch sie weckten Erinnerungen an Freunde, von denen manche inzwischen verstorben seien. Ganz besonders denke er dabei an das Ringen um den Konsens über das gemeinsame Dokument zur Rechtfertigungslehre. Das Dokument sollte grundsätzliche Streitfragen seit der Reformation klären, bereinigen und ein gemeinsames Verständnis „unserer Rechtfertigung durch Gottes Gnade im Glauben an Christus" schaffen, wie es in dem am 31. Oktober 1999 in Augsburg vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und vom Lutherischen Weltbund unterzeichneten Dokument heißt. Ausgangspunkt war die von Martin Luther gestellte Frage, „wie bekomme ich einen gnädigen Gott" und seine Ablehnung der katholischen Position als bloße Werkgerechtigkeit.

Namentlich erwähnte der Papst in diesem Zusammenhang den verstorbenen Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Hanselmann. Dieser habe wesentlich dazu beigetragen, eine gemeinsame Antwort in dieser Frage zu finden. Er freue sich, dass sich inzwischen auch der „Weltrat der methodistischen Kirchen" dem Dokument angeschlossen habe. Der Konsens in der Frage der Rechtfertigung bleibe eine große „noch nicht recht eingelöste Verpflichtung", sagte Benedikt. Rechtfertigung aus dem Glauben sei ein wesentliches Thema der Theologie, im Leben der Gläubigen aber kaum anwesend. Auch wenn durch dramatische Ereignisse der Gegenwart Vergebung untereinander wieder als dringlich angesehen werde, „dass wir zuallererst die Vergebung von Gott her, die Gerechtmachung durch ihn brauchen…dass wir Gott gegenüber ernstlich in Schulden sind, dass Sünde eine Realität ist, die nur von Gott her überwunden werden kann: dass ist dem modernen Bewusstsein weithin fremd geworden." Hinter dem Verblassen des Themas der Rechtfertigung und der Vergebung der Sünden stehe im Letzten „eine Abschwächung unseres Gottesverhältnisses". So sei es eine allererste Aufgabe, „den lebendigen Gott wieder in unserem Leben neu zu entdecken".

An die ökumenische Gemeinde gerichtet sagte der Papst: „Bitten wir den Herrn, dass er uns sehend macht. Helfen wir uns gegenseitig zum Sehen, damit wir auch die Menschen unserer Zeit sehend machen können (…) und dass sie durch alle historischen Barrieren hindurch Jesus wieder wahrnehmen dürfen." An die in Konfessionen getrennten Christen appellierte der Papst: „In einer Welt voller Verwirrung müssen wir wieder Zeugnis geben von den Maßstäben, die Leben zu Leben machen. Dieser großen gemeinsamen Aufgabe aller Glaubenden müssen wir uns mit großer Entschiedenheit stellen." (wr)