In seiner Berliner Rede mit dem Titel "Bildung für alle" hat Bundespräsident Horst Köhler am Donnerstag neue Anstrengungen und mehr Geld für bessere Bildung gefordert. Nur jeder zehnte Euro, den die öffentliche Hand in Deutschland ausgibt, fließe in das Bildungssystem, rügte Köhler. Ausdrücklich ging er auch auf die Frage des Religionsunterrichts ein. Es sei wichtig, dass auch in der Schule die Frage nach Gott gestellt würde.
Dabei sei auch ein Islamunterricht in deutscher Sprache vonnöten. Die großen Kirchen haben Köhler für das klare Plädoyer zum Religionsunterricht gedankt. Köhler habe eines der brennendsten Themen der aktuellen politischen Agenda aufgegriffen, so der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten.
Kirchen danken Köhler: Wichtiges Wort zum Religionsunterricht
Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben die "Berliner Rede" von Bundespräsident Horst Köhler zum Thema Bildung begrüßt und ihm für das klare Plädoyer zum Religionsunterricht gedankt. Führende Kirchenvertreter sehen darin vor allem auch eine Absage an das Berliner Ethikunterricht-Modell.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, begrüßte das "klare Bekenntnis zum Religionsunterricht in der Schule." Der Appell, dass die Religionen "im Unterricht Zeugnis von dem geben können sollen, woran sie glauben und worauf sie hoffen", sei eine Ermutigung an alle, die sich für den Religionsunterricht einsetzen, und eine deutliche Kritik an Bestrebungen, Religion direkt oder indirekt aus der Schule zu verbannen, wie es derzeit in Berlin geschehe. Auch Berlins Kardinal Georg Sterzinsky sagte am Donnerstag, er freue sich über die Unterstützung im Bemühen der Kirche, auch in Berlin ein ordentliches Unterrichtsfach Religion einzuführen.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, erklärte in Bonn, Köhlers Rede sei "eine unverblümte Absage an das Berliner Modell, das mit dem obligatorischen Fach Ethikunterricht ein staatliches Monopol der Wertevermittlung" etablieren wolle. Er forderte eine Fächergruppe, die eine Wahl zwischen Religionsunterricht und Ethik/Philosophie ermöglicht.
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Berlins Bischof Wolfgang Huber, betonte, der Religionsunterricht müsse elementarer Bestandteil des Fächerkanons sein. Der Bundespräsident habe "das richtige Thema zur richtigen Zeit an einem richtigen Ort gewählt", sagte Huber unter Bezug auf die Hauptschule, in der Köhler sprach. Der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten, dankte Köhler für die Hervorhebung der Bedeutung von Familie als erstem Lernort in der Gesellschaft.
Bildung braucht Geld
Bundespräsident Horst Köhler hatte in seiner Rede mehr Geld für die Bildung gefordert. „Wir brauchen angemessene Finanzmittel für alle Bereiche des Bildungssystems, denn unsere Bildungsausgaben sind insgesamt zu niedrig", sagte Köhler am Donnerstag in seiner „Berliner Rede" in der Kepler-Oberschule im Berliner Stadtteil Neukölln.
Bei den Ausgaben für die allgemeinbildenden Schulen liege Deutschland deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Länder, „und der Abstand hat über die letzten Jahre zugenommen", kritisierte Köhler. „Wer an der Bildung spart, spart an der falschen Stelle", mahnte das Staatsoberhaupt.
Der Bundespräsident warnte vor dem „Trugschluss", das Problem durch eine bloße Umverteilung innerhalb der Bildungsausgaben lösen zu wollen. „So richtig es ist, dass wir mehr Geld für die frühkindliche Bildung und Erziehung ausgeben müssen, so falsch wäre es, dafür beispielsweise die Hochschulausgaben zu kürzen", sagte Köhler.
Genauso kurzsichtig sei die Vorstellung, man könnte sinkende Schülerzahlen zum Anlass nehmen, um die Ausgaben für Schule und Bildungswesen zu kürzen. „Sinkende Schülerzahlen eröffnen finanzielle Spielräume und neue Gestaltungsmöglichkeiten. Machen wir was daraus!", forderte der Bundespräsident.
Er wisse um die schwierige Kassenlage der Länder und kenne die Nöte der Haushaltspolitiker. „Aber ohne ausreichende und effektive Bildungsausgaben wird der Weg zu gesunden Staatsfinanzen noch schwieriger", sagte Köhler und fügte hinzu: „Deshalb müssen wir den Mut und die politische Kraft haben, anderes zugunsten der Bildung zurückzustellen."
In seiner Grundsatzansprache betonte der Bundespräsident: „Bildung beginnt in der Familie". In manchen Schulen sei es für die Lehrer „nahezu unmöglich", ihre Aufgabe zu erfüllen, weil in den Elternhäusern und im sozialen Umfeld der Schüler schon so viel versäumt worden sei. Engagierte Pädagogen nannte Köhler daher „Helden des Alltags".
Besondere Gewichtung des Religions- und Islamunterichts
Ausdrücklich ging Köhler auch auf die Bedeutung des Religionsunterrichts ein:
(...) «Und noch ein Schulfach liegt mir am Herzen: der Religionsunterricht. Er bietet jungen Menschen Antworten auf ihre Sinnfragen. Jedem steht es frei, ob er diese Angebote annehmen möchte oder nicht. Ich finde es wichtig, dass auch in der Schule die Frage nach Gott gestellt wird. Deshalb halte ich den Religionsunterricht für unverzichtbar.
Gerade weil wir in einer pluralen Gesellschaft leben, sollen die Religionen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen müssen, sondern im Unterricht Zeugnis von dem geben können, woran sie glauben und worauf sie hoffen. Das gilt natürlich auch für den Islam. Ich halte es für überfällig, dass in unseren Schulen den Kindern muslimischen Glaubens von gut ausgebildeten Lehrern und in deutscher Sprache Islamunterricht angeboten wird.»
(dr,epd,ddp,KNA)
Kirchen begrüßen Köhlers erste Berliner Rede
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In seiner Berliner Rede mit dem Titel "Bildung für alle" hat Bundespräsident Horst Köhler am Donnerstag neue Anstrengungen und mehr Geld für bessere Bildung gefordert.
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