Evangelische Kirche hält Religionsunterricht für unverzichtbar

Ohne Gott geht's nicht

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hält den konfessionellen Religionsunterricht für unverzichtbar und hat dessen Abwertung eine klare Absage erteilt. Bestrebungen, Religionsunterricht durch staatlich verantwortete Pflichtfächer wie Religionskunde oder Werteunterricht zu verdrängen, müssten zurückgewiesen werden, stellt die EKD in ihren "Zehn Thesen zum Religionsunterricht" fest, die am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurden.

 (DR)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hält den konfessionellen Religionsunterricht für unverzichtbar und hat dessen Abwertung eine klare Absage erteilt. Bestrebungen, Religionsunterricht durch staatlich verantwortete Pflichtfächer wie Religionskunde oder Werteunterricht zu verdrängen, müssten zurückgewiesen werden, stellt die EKD in ihren "Zehn Thesen zum Religionsunterricht" fest, die am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurden. Religionsunterricht sei ein unverzichtbarer Beitrag, damit Schüler von ihrer Religionsfreiheit eigenständig Gebrauch machen könnten. Hintergrund der Debatte ist die Einführung eines obligatorischen staatlichen Ethikunterrichtes im Bundesland Berlin. Religion kann dort nicht alternativ, sondern nur zusätzlich belegt werden.

Religiöse Bildung immer wichtiger
Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber betonte, gegenwärtig sei Religionsunterricht, der zur Verwurzelung der eigenen religiösen Identität und zu Dialogkultur befähige, besonders gefordert. Deshalb setze sich die evangelische Kirche dafür ein, den Platz des Religionsunterrichts in der Schule zu festigen und dessen Qualität zu fördern. Bundespräsident Horst Köhler hatte Ende September in Berlin erklärt, der Religionsunterricht liege ihm am Herzen: "Ich finde es wichtig, dass auch in der Schule die Frage nach Gott gestellt wird. Deshalb halte ich den Religionsunterricht für unverzichtbar." Auch die katholische Kirche hatte die "Berliner Rede" als "klares Bekenntnis zum Religionsunterricht" begrüßt. Nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, setzte der Bundespräsident mit seiner Grundsatzrede "wichtige Akzente in der gegenwärtigen bildungspolitischen Debatte".

Die EKD-Thesen widersprechen einer Verkürzung religiöser Bildung auf bloße Werteerziehung: "Der Glaube beruht nicht auf Werten, sondern umgekehrt folgen Werte aus dem Glauben." Deshalb gehöre der Gottesbezug ins Zentrum religiöser Bildung. Geschichte und Kultur in Deutschland, Europa sowie im Weltmaßstab seien ohne Vertrautheit mit dem Christentum, Judentum und Islam nicht angemessen zu verstehen. Für die eigene Identität der Kinder, für religiöse Urteilsfähigkeit, Sinnfindung, Orientierung sowie Verständigung werde religiöse Bildung angesichts von Globalisierung und multikultureller Zusammenhänge immer wichtiger.

Eine Frage der Freiheit
Zugleich unterstreicht die EKD die Notwendigkeit eines eigenen Schulfaches Religion: "Andere auf Religion und Werte bezogene Fächer können den Religionsunterricht ergänzen, machen ihn aber keineswegs überflüssig." Nur mit einem eigenen Schulfach lasse sich das hohe Niveau aufrechterhalten und könnte die Befreiungsmöglichkeit gewährleistet werden: "Der Religionsunterricht ist keine Frage von Mehrheiten in der Bevölkerung, sondern eine Angelegenheit der Freiheit." In diesem Zusammenhang wird in den EKD-Thesen auch islamischer Religionsunterricht befürwortet, wenn die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Die Thesen wurden von der EKD-Kammer für Bildung und Erziehung erarbeitet. Der Kammer gehören neben Kirchenvertretern auch Bildungsfachleute an, darunter die hessische Kulturministerin Karin Wolff (CDU) und der Direktor des Deutschen Jugendinstitut, Thomas Rauschenbach.
(epd,dr)