Israel wartet auf den Rücktritt Moshe Katzavs

Friedensnobelpreisträger als Präsident?

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel könnte nächster Präsident von Israel werden. Das berichtet das israelische Staatsradio. Nach seinen Angaben denkt Premierminister Ehud Olmert derzeit über eine Kandidatur Wiesels für das höchste Amt im Staate nach.

 (DR)

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel könnte nächster Präsident von Israel werden. Das berichtet das israelische Staatsradio. Nach seinen Angaben denkt Premierminister Ehud Olmert derzeit über eine Kandidatur Wiesels für das höchste Amt im Staate nach. Eine abschließende Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Der in Rumänien geborene Wiesel bekam vor genau zwanzig Jahren den Nobelpreis für sein Werk der Versöhnung; er ist 78 Jahre alt. Als möglicher Präsidentschafts-Kandidat gilt auch Shimon Peres.

Katzav unter Druck
Der israelische Staatspräsident Katzav gerät unter wachsenden Druck: Die israelische Polizei teilte mit, ihre Erkenntnisse in der Affäre um den Staatsmann reichten für ein Verfahren inzwischen aus. Katzav soll weibliche Abgestellte im Präsidialamt zum Sex genötigt haben, indem er ihnen mit Kündigung drohte. Insgesamt zehn Frauen haben Beschuldigungen erhoben. Die Liste der Vorwürfe reicht von Vergewaltigung bis hin zu Abhöraktionen an ihren Telefonen. Die Polizei hat inzwischen die Amtsresidenz durchsucht sowie Rechner und Dokumente beschlagnahmt. Hören Sie ein domradio-Interview mit Israel-Korrespondent Johannes Zang in Tel Aviv.

Komplott und Verleumndungskampagne?
Es gebe ausreichend Elemente, um eine Anklage zu rechtfertigen, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld gegenüber der Nachrichtenagentur AFP in Jerusalem. Der Untersuchungsbericht sei an den Staatsanwalt übergeben worden. Dieser müsse nun darüber entscheiden, ob Klage erhoben werde. Die Zeitung "Maariv" berichtete, die Polizei empfehle eine Anklage-Erhebung in drei Fällen. Insgesamt hatten zehn Frauen Beschuldigungen gegen Katzav erhoben.

Katzav wird vorgeworfen, Mitarbeiterinnen des Präsidialamtes zu sexuellen Beziehungen genötigt zu haben, indem er ihnen Kündigungen androhte. Einige Fälle sind inzwischen allerdings verjährt. "Maariv" berichtet zudem, es gebe nicht ausreichend belastendes Material für weitere Vorwürfe, die sich auf Machtmissbrauch und unerlaubtes Mithören von Telefonaten bezogen. Katzav bestreitet die Vorwürfe. Er spricht von einem Komplott einer "Ganovenbande" und bezichtigte Medien einer Verleumdungskampagne.