Die türkischen Muslime in Deutschland begrüßen den Papstbesuch in der Türkei

Chance für den christlich-islamischen Dialog

 (DR)

Als Chance für den christlich-islamischen Dialog hat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) den bevorstehenden Papstbesuch in der Türkei bezeichnet. Die Visite sei eine Chance, in der Türkei gegenseitige Vorurteile und Missverständnisse auf christlicher wie auf muslimischer Seite abzubauen, sagte der DITIB-Dialogbeauftragte und Mannheimer Imam, Bekir Alboga, am Dienstag auf Anfrage. Der Papst besucht vom 28. November bis 1. Dezember die Türkei. Die DITIB ist in Deutschland die größte türkische Organisation mit rund 800 Vereinen, die durch vom türkischen Staat besoldete Vorbeter (Hodschas) betreut werden.

Zum angekündigten Fernbleiben des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan während des Papstbesuchs wollte sich der DITIB-Beauftragte nicht äußern. Er wies Darstellungen zurück, die christlichen Kirchen hätten in der Türkei keinen Rechtsstatus.
Einen solchen besäßen die griechisch- sowie die armenisch-orthodoxe Kirche. Mit Blick auf die anderen Kirchen sprach der DITIB-Dialogbeauftragte von "vielfältiger Existenz".

Alboga bekundete die Hoffnung, dass auch in Deutschland der christlich-islamische Dialog durch den Papstbesuch belebt werde. Zudem wünsche er, dass durch die Visite Benedikt XVI. die nichtmuslimischen Menschen in der Türkei stärker wahrgenommen würden. Umgekehrt hoffe er dies auch für muslimische Gemeinschaften in Deutschland; sie hätten nach wie vor keinen Status als Körperschaft des Öffentlichen Rechts, so Alboga.

"Teil der westlichen Welt"
Der Dialogbeauftragte wies auf den Charakter der Türkei als seit über 80 Jahren laizistisches Land nach dem Vorbild Frankreichs hin. So sei nicht etwa der von den Muslimen geheiligte Freitag Feiertag; vielmehr schütze der türkische Staat den Samstag und den Sonntag. Damit zeige die Türkei, dass sie sich als Teil der westlichen Welt betrachte. Die Spannungen zwischen Laizisten und Muslimen in der Türkei bezeichnete Alboga als normal. Sie würden den Prozess der Demokratisierung fördern.