Vatikan: Studie über Kondom-Schutz abgeschlossen

Ergebnisse bleiben intern

Das vatikanische Gesundheitsministerium hat seine Studie über den Gebrauch von Kondomen im Kampf gegen Aids abschlossen. Das 100-seitige Dossier sei an die Glaubensbehörde weitergegeben worden, teilte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Krankenpastoral, Kardinal Javier Lozano Barragan, im Vatikan mit. Der Papst und die Glaubenskongregation müssten entscheiden, wie sie mit der Expertenstudie umgingen. Die Erstellung einer solchen Studie wurde im Vorfeld von Experten als mögliches Umdenken des Vatikans in Bezug auf HIV-Infektionen und Kondomen gedeutet.

 (DR)

Aids schreitet in den entwickelten Ländern weniger voran
Kardinal Javier Lozano Barragan stellte fest: "Gemäß Statistiken ist es leider so, dass die Aids-Epidemie weiter am Steigen ist. Wir haben Daten bis ins Jahr 2005. Gleichzeitig zeigt uns die Studie, dass die Verbreitung der Krankheit in den entwickelten Ländern weniger fortschreitet. Dies gilt insbesondere für Nationen, die entsprechende anti-retrovirale Medikamente sowie genügend Nahrung haben."

Die Bezeichnung von Aids als "Geißel oder Strafe Gottes" wollte er sich nicht zu eigen machen. Er wies darauf hin, dass die Kirche mit ihren Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen gerade in vielen Entwicklungsländern die Rolle einer "Avantgarde" im Kampf gegen Aids einnehme. Nähere Angaben über die Ergebnisse der Studie machte Barragan nicht.

Der Frankfurter Moraltheologe Josef Schuster sagte im domradio-Interview, es gebe in der traditionellen Moraltheologie des Prinzip des "geringeren Übels". Wenn man dieses Prinzip beachte, dann sei die Erlaubnis für den Gebrauch von Kondomen in bestimmten Situationen denkbar, denn es solle ja der Gebrauch eingeschränkt werden auf Ehepaare, bei denen die Gefahr besteht, dass ein HIV-positiver Partner den anderen ansteckt. Ob die Studie zu ähnlichen Erkenntnissen kommt, ist nicht bekannt.

Kardinal: Bei Aids-Bekämpfung hat Schutz des Lebens Vorrang
Der französische Kardinal Philippe Barbarin von Lyon hat die von Papst Benedikt XVI. beauftragte Studie über den Gebrauch von Kondomen im Kampf gegen Aids als "lang erwartet und notwendig" bezeichnet. Vor Journalisten sagte er am Donnerstag in Lyon, mit Blick auf die "brennende Frage Aids" sei es nötig, die Zehn Gebote in der richtigen Reihenfolge zu betrachten. Dabei stehe das Leben an erster Stelle. "'Du sollst nicht töten' kommt vor 'Du sollst nicht ehebrechen', darüber sollte man nachdenken", so Barbarin.