Seit 60 Jahren ist UNICEF das weltgrößte Kinderhilfswerk

Malaria, Familienplanung, Aids-Bekämpfung

Shakira tut es, Roger Federer auch - Nana Mouskouri schon etwas länger: Mit ihrem prominenten Namen engagieren sie sich für das Kinderhilfswerk UNICEF, die wohl prominenteste Organisation der Vereinten Nationen. Sie wird am Montag 60 Jahre alt. - Anlässlich seines Gründungstags sprach sich das Kinderhilfswerk für verstärkte Investitionen in die Bildung von Mädchen und Frauen aus. In vielen Ländern Asiens und Afrikas komme es einem Todesurteil gleich, als Mädchen geboren zu werden, erklärte die Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Heide Simonis.

 (DR)

Mädchen würden von klein auf schlechter ernährt, erhielten seltener medizinische Hilfe als Jungen und dürften oft nicht zur Schule gehen, sagte Simonis bei der Vorstellung des Jahresberichtes zur Lage der Kinder weltweit. Weil Mädchen als «wertlos» gelten, würden weibliche Föten gezielt abgetrieben.

7.000 Mitarbeiter in 160 Staaten
Die Popularität der prominenten Helfer wie Federer und Shakira soll den Blick der Öffentlichkeit auf jene oft vergessenen Kinder lenken, die unter Armut, Krankheit und sozialer Not leiden. Seit genau 60 Jahren setzt sich UNICEF für Jugendliche und Kinder in Notsituationen ein und versucht, ihnen eine würdige Lebensperspektive zu eröffnen. Heute zählt die Organisation 7.000 Mitarbeiter in 160 Staaten - und ist damit zu einem weltumspannenden Konzern für Kinderhilfe geworden. 2005 setzte er dafür 1,5 Milliarden Euro ein.

In den Jahrzehnten seit der Gründung sind die Herausforderungen nicht geringer geworden. Noch immer sterben Tag für Tag rund 30.000 Jungen und Mädchen, die meisten an Ursachen, die in einem funktionierenden Gesundheitssystem leicht zu heilen wären. Bis zum Jahr 2010 rechnet UNICEF mit fast 16 Millionen Aids-Waisen in Afrika.

Die Vorsitzende des deutschen Zweigs, Heide Simonis, nannte es jüngst schlicht skandalös, wenn weltweit jährlich 1.000 Milliarden Euro für militärische Zwecke ausgegeben werden, während viele Kinder aus Geldmangel keine Schule besuchen könnten. Dennoch verzeichnen die Jahresberichte auch immer wieder Erfolge. So gab es vielerorts positive Nachrichten bei der Malariabekämpfung - das Hilfswerk ist der weltweit größte Käufer von Moskito-Netzen, welche die Übertragung verhindern können. Auch Anti-Aids-Kampagnen zeigen Wirkung.

Vatikan stellte 1996 Unterstützung ein
Dabei sind nicht immer alle Geber mit der UNICEF-Arbeit einverstanden. So kam es 1996 zum Eklat, als der Vatikan seine finanzielle und symbolische Unterstützung einstellte. Hintergrund war die Veröffentlichung eines UNICEF-Aufklärungsbuchs, das auch die "Pille danach" als Verhütungsmethode für den Notfall empfahl. Die Verteilung von Kondomen tat ihr Übriges. Bis heute taucht der Vatikan nicht mehr in den Geberlisten auf. Proteste hagelte es aber auch, als die 2005 für fünf Amtsjahre gewählte UNICEF-Direktorin Ann Veneman im Gegensatz zu ihrer liberaleren Vorgängerin Carol Bellamy betonte, dass Sexualerziehung und Familienplanung nicht im Zentrum der Arbeit des Hilfswerks stünden.

In der Geburtsstunde des "United Nations Children's Fund" aber war sich die Welt einig: Ohne Gegenstimme beschloss die UNO-Vollversammlung am 11. Dezember 1946 die Gründung eines Hilfswerks, zunächst um dem Leid der vom Zweiten Weltkrieg betroffenen Jungen und Mädchen zu begegnen, auch in Deutschland. Doch schon 1950 erhielt das Hilfswerk den Auftrag, seine Arbeit weltweit auszudehnen. Gleichzeitig entstanden Länderableger, so bereits 1953 in Köln der deutsche Zweig, wo heute etwa 8.000 ehrenamtlichen Helfer engagiert sind.

Friedensnobelpreis 1965
Sternstunde für die UN-Kinderhelfer war die Ehrung mit dem Friedensnobelpreis 1965: "Für den unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kinder und die damit verbundene Entwicklungshilfe in allen Teilen der Welt", begründete das Nobel-Komitee die Auszeichnung. Um diesen Auftrag weiterzuführen, ist das Hilfswerk bis heute auf Spenden angewiesen. Größter staatlicher Geber sind derzeit die USA, gefolgt von Norwegen und Japan. Deutschland landete mit 7,9 Millionen Euro im Jahr 2005 auf dem 16. Rang.

Doch UNICEF-Direktorin Veneman verweist auf den Trend, dass der Anteil der Privatspenden stetig zunehme - im vergangenen Jahr auf
825 Millionen Euro. Nicht zuletzt hier zahlt sich der Einsatz von Shakira, Roger Federer und Co. aus.