Neuer US-Verteidigungsminister Gates startet mit hoher Bürde in seine Amtszeit

Pentagon: Gewalt im Irak so schlimm wie noch nie

Die Sicherheitslage im Irak hat sich nach einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums weiter verschlechtert. So habe die Zahl der Anschläge in den vergangenen drei Monaten um 22 Prozent zugenommen, heißt es in dem Bericht, der dem US-Kongress übergeben wurde. Die meisten Angriffe richteten sich gegen die US- Truppen, die Mehrheit der Opfer seien jedoch Iraker. Für den neuen US-Verteidigungsminister Gates hat ein Erfolg im Irak-Krieg oberste Priorität. Er warnte nachdrücklich vor einem Scheitern seines Landes im Irak. Gates wurde am Abend als Nachfolger von Donald Rumsfeld vereidigt.

 (DR)

Manche Gruppen innerhalb der Polizei ermöglichten den schiitischen Milizen Bewegungsfreiheit und warnten sie vor anstehenden Razzien. "Das ist ein wichtiger Grund für die höhere Zahl von Morden und Hinrichtungen." so der Bericht. Pro Woche sei es in den drei Monaten bis Mitte November durchschnittlich zu 959 Angriffen auf Soldaten oder Zivilisten gekommen - zuvor waren es etwa 70 weniger pro Woche. US-Militärs hatten zuvor Rivalitäten zwischen den Volksgruppen als grösstes Hindernis für einen Frieden im Irak bezeichnet.

Gates: Dürfen nicht versagen
Der neue Verteidigungsminister Robert Gates sagte bei seiner Vereidigung, ein Versagen würde die USA auf Jahrzehnte gefährden. Der 63-Jährige räumte allerdings ein, dass sich derzeit auch kein Sieg abzeichne. Er werde sehr bald in den Irak reisen. Gates löst Donald Rumsfeld ab, der sein Amt nach dem Wahlsieg der Demokraten im US-Kongress aufgeben musste.

Vor Ort wolle Gates sich von der Militärführung eine ehrliche Einschätzung über die derzeitige Lage geben lassen. Parteiübergreifend besteht in Washington die Hoffnung, dass Gates mit einem realistischen Blick auf die Lage im Irak eine akzeptable Strategie für die USA findet. Alle wollten die US-Truppen nach Hause holen, aber die USA könnten sich kein Scheitern im Nahen Osten erlauben, sagte Gates.

Mann mit Visionen, Anstand und Erfahrung
Gates stellte in diesem Zusammenhang auch klar, dass die USA nicht zulassen würden, dass Afghanistan wieder zu einem Rückzugsgebiet für Terroristen wird. US-Präsident George W. Bush drückte während der Zeremonie die Hoffnung aus, dass Gates helfen könne, einen neuen Weg für den Militäreinsatz im Irak zu finden. Es sei entscheidend für den Frieden, dass die Terroristen und Radikalen besiegt würden. Bush nannte Gates einen Mann mit Visionen, Anstand und Erfahrung.

Der 63-Jährige hatte von 1991 bis 1993 unter der Präsidentschaft von George Bush an der Spitze des Geheimdienstes CIA gestanden, dem er 1966 als Mitarbeiter beigetreten war. Er gehört zum Netz, das die Bushs über Jahrzehnte geknüpft haben. Der aus Kansas stammende Gates war zuletzt Präsident der Texas A&M University, einer der grössten Hochschulen der USA.