Papst hofft auf neuen Dialog in Nahost - Predigt, Segen und Ansprache hier zum Nachhören und -lesen

Benedikt XVI.: Weihnachtsbotschaft

Papst Benedikt XVI. hat am Weihnachtsfest zu Frieden und Gerechtigkeit in der Welt und zum Kampf gegen Armut, Hunger und Diskriminierung aufgerufen. In seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft äußerte er sich vor mehreren zehntausend Menschen auf dem Petersplatz besorgt über die Lage im Heiligen Land und die anderen schweren Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, aber auch in Afrika. Ausdrücklich erwähnte er die westsudanesische Darfur-Region. Zugleich bekundete der Papst Hoffnung auf eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern und dauerhaften Frieden.

 (DR)

Anschließend spendete das Kirchenoberhaupt seinen feierlichen Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). Zuvor sprach Benedikt XVI. Weihnachtsgrüße in 62 Sprachen. Auf Deutsch sagte
er: " Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade. Sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!" Auf dem Petersplatz folgten den Worten auch tausende deutsche Pilger.

"Die Postmoderne braucht den Erlöser"
Trotz allen technischen Fortschritts und vieler Errungenschaften habe die postmoderne Gesellschaft den Erlöser nötig, unterstrich der Papst. Christus sei der Erlöser auch des Menschen von heute.

Die Menschen hätten den Mond und den Mars erreicht und bereiteten sich auf die Eroberung des Universums vor, sie könnten den Code des menschlichen Genoms entschlüsseln können und hätten aus der Welt dank Internet und Medien ein globales Dorf gemacht. Aber sie bräuchten angesichts der vielen Dramen und Defizite den Heiland und die christliche Botschaft der Hoffnung. "Wie könnte man überhören, dass eben aus dem Innersten dieser Menschheit, die sich freut und zugleich verzweifelt ist, ein qualvoller Hilfeschrei emporsteigt?", fragte das Kirchenoberhaupt.

Kritik an maßlosem Konsumismus
"Immer noch sterben Menschen an Hunger und Durst, an Krankheit und aus Armut in dieser Zeit des Überflusses und des maßlosen Konsumismus", sagte der Papst in seiner Ansprache, die das Fernsehen in zahlreiche Länder übertrug. Immer noch gebe es Menschen, die versklavt, ausgebeutet und in ihrer Würde verletzt würden. Und immer noch gebe es Menschen, die wegen Rasse und Religion zum Opfer von Hass würden und die wegen Intoleranz, Diskriminierung, politischer Einmischung und Zwang ihren Glauben nicht frei bekennen könnten.

Benedikt XVI. beklagte, dass Menschen, insbesondere Kinder, "durch Waffen, durch Terrorismus und durch jede Art von Gewalt gemartert werden in einer Zeit, in der alle den Fortschritt, die Solidarität und den Frieden für alle Menschen fordern und verkünden." Solidarität forderte das Kirchenoberhaupt mit Flüchtlingen, aber auch mit jenen, die von leichtfertigen Glückspropheten getäuscht würden, die in brüchigen Beziehungen lebten und nicht fähig seien, beständige Verantwortung für die eigene Gegenwart und die eigene Zukunft zu übernehmen, "und so im Tunnel der Einsamkeit wandern und oft als Sklaven von Alkohol und Drogen enden". Besorgt äußerte er sich auch über die Menschen, "die den Tod wählen in der Meinung, dabei dem Leben zu huldigen".

Christmette: Appell Kindern zu helfen
Papst Benedikt XVI. hatte in der Heiligen Nacht zur Hilfe für die leidenden und missbrauchten Kinder in der Welt aufgerufen. Bei der Mitternachtsmesse im überfüllten Petersdom erinnerte er an die Kindersoldaten, die eine Welt der Gewalt erlebten, an die Kinder, die betteln müssen, hungern oder keine Liebe erfahren. Zum Fest der Geburt Christi appellierte das Kirchenoberhaupt an alle Menschen, ihren Beitrag zu leisten, damit die Würde der Kinder respektiert wird. Lesen Sie hier die deutsche Übersetzung der Predigt.

Mit Nachdruck rief der Papst zur Solidarität mit den Armen in der Welt auf. "Wenn du zu Weihnachten schenkst, schenke nicht nur denen, die dir wiederschenken, sondern schenke denen, denen niemand schenkt und die dir nichts zurückgeben können", so das Kirchenoberhaupt. Neben den vielen Präsenten, die man kaufe oder empfange, solle man seinen Mitmenschen und Gott auch mehr Zeit schenken. "So löst sich die Hektik. So wird Freude, so wird Fest", betonte der Papst in seiner Predigt.

Dialog zwischen den Religionen und Frieden unter den Völkern
Während der zweistündigen Messe betete Benedikt XVI. zusammen mit 20.000 Besuchern für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt. Eine Fürbitte auf Arabisch forderte Christen, Juden und Muslime zu Dialog, gegenseitigem Verständnis und Zusammenarbeit für friedliche Solidarität unter den Völkern auf. - Weiterer Höhepunkt des Weihnachtsfestes im Vatikan sind am Mittag der feierliche Segen "Urbi et orbi" und die Weihnachtsbotschaft, die Benedikt XVI. von der Loggia des Petersdoms aus an die Kirche und die Welt richtet. Der rund halbstündige Zeremonie schalten sich rund 100 TV-Anstalten zu.

Am späten Nachmittag des Heiligabend hatte Benedikt XVI. am Fenster seiner Privatwohnung im dritten Stock des Apostolischen Palastes ein Friedenslicht aufgestellt. Er öffnete kurz das Fenster und segnete die Menschen auf dem Petersplatz, die sich dort zur offiziellen Eröffnung der Weihnachtskrippe einfanden.
Die Darstellung der Geburtsszene mit überlebensgroßen Figuren ist in diesem Jahr auch mit traditionellen Elementen der Krippenkultur aus dem norditalienischen Trentino angereichert.

Schutz des Lebens vom ersten Moment an
Bereits am Sonntag beim Angelusgebet hatte der Papst den Schutz des Lebens von seinem ersten Moment bis zu seinem natürlichen Ende gefordert. Das Fest der Geburt und Menschwerdung Christi unterstreiche den Wert und die Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen in den Augen des Schöpfers, betonte das Kirchenoberhaupt am Sonntag auf dem Petersplatz. Daraus folge, dass niemand auf der Erde fremd sei.

Alle Menschen hätten die Aufgabe, "Vorurteile zu überwinden, Mauern einzureißen und Gegensätze auszumerzen, die trennen - oder schlimmer - die Menschen und die Völker in Gegensatz zueinander bringen", so der Papst vor mehreren zehntausend Besuchern. Ziel sei, eine Welt in Gerechtigkeit und Frieden aufzubauen.

Benedikt XVI. warnte davor, bei den Festen und Feiern der kommenden Tage deren eigentlichen Anlass zu vergessen. Jesus Christus sei die Hauptfigur des Weihnachtsfestes, das an seine Geburt erinnere. Der Papst appellierte an die Christen, Jesus in ihrem Leben, in den Familien und in den Städten einen angemessenen Platz einzuräumen.

Ansprache auf deutsch
Zu den Pilgern deutscher Sprache sagte Benedikt nach dem Angelus: "An diesem vierten Adventssonntag richte ich einen herzlichen Gruß an alle deutschsprachigen Pilger. Voll freudiger Erwartung blicken wir auf die schon nahe Feier von Weihnachten. Mit Maria wollen wir uns auf die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus vorbereiten. Öffnen wir unser Herz für sein Kommen, damit er uns und der ganzen Welt sein Licht und seinen Frieden bringe. Euch und euren Familien wünsche ich einen gesegneten Heiligen Abend! "