Umfrage ergibt Mehrheit für Basisvotum der CSU über Spitzenkandidatur

60 Prozent der Bayern gegen Stoiber

Im Streit um die CSU-Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2008 bläst dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) der Wind weiter scharf ins Gesicht. Fast zwei Drittel der bayerischen Wähler lehnen eine Kandidatur Stoibers ab, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Forsa-Umfrage für das Magazin „Stern“ ergab. Zudem sind mehr als die Hälfte der CSU-Anhänger für eine Basisabstimmung über die Spitzenkandidatur. CSU-Generalsekretär Markus Söder will Stoiber dagegen bereits auf der Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion Ende Januar zum Spitzenkandidaten küren.

 (DR)

Der Umfrage zufolge genießt Stoiber unter den CSU-Anhängern aber weiterhin den Rückhalt der Mehrheit. 52 Prozent der Parteianhänger sind für eine weitere Kandidatur. Allerdings votierten 51 Prozent für eine Abstimmung der CSU-Mitglieder über die Spitzenkandidatur, wie es die Stoiber-Gegnerin und Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) fordert.

Schnellnominierung an "mystischen Ort"?
Für eine Abstimmung der CSU-Basis spricht sich auch der Passauer CSU-Landtagsabgeordnete Konrad Kobler aus. Den Plan, Stoiber frühzeitig bei der Klausurtagung in Wildbad Kreuth zu nominieren, bezeichnete er als „nicht besonders glücklich". Die Entscheidung sei eine „Trotzreaktion" der Parteispitze. „Es ist nicht gut, wenn die Diskussion über eine Mitgliederbefragung auf diese Weise beendet werden soll - die kommt in jedem Fall wieder", sagte Kobler.

CSU-Generalsekretär Markus Söder will Stoiber bereits auf der Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion vom 15. bis 18. Januar zum Spitzenkandidaten küren. Die für die CSU traditionelle Tagungsstätte Wildbad Kreuth bezeichnete Söder als schon "mystischen Ort" für die Nominierung. Die Tagung sei der richtige Anlass, um "klarzumachen, wo der Weg der CSU hinführt". An der Richtung ließ Söder keinen Zweifel. "Edmund Stoiber ist und bleibt die Nummer eins der CSU", sagte er.


Politikwissenschaftler: Schnelle Nominierung klug
Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter hält eine schnelle Nominierung Stoibers für klug. "Strategisch hatte die CSU keine andere Option", sagte Oberreuter und fügte hinzu: "Ob es alle überzeugt, die wegen der Vorgänge der letzten Wochen und Monate emotional tief verunsichert sind, muss sich erst zeigen."


Opposition spürt Frühlingserwachen
Die Opposition sieht den Regierungschef stark angeschlagen. SPD-Fraktionschef Franz Maget prophezeit der CSU schwere zwei Jahre bis zur Landtagswahl. Maget betonte mit Blick auf die so genannte Spitzelaffäre: „Man darf nicht Kritiker einfach nur mundtot machen wollen und bespitzeln lassen, das ist für eine demokratische Kultur eines Landes wie des Freistaates Bayern unwürdig."

Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause sagte: "Mit dem angeschlagenen Ministerpräsidenten wird nun ein gerupfter Gockel auf den Schild gehoben. Die Menschen in Bayern haben von Stoiber eindeutig die Nase voll."


Noch liegt CSU vorne
Die Umfrageschwäche Stoibers schlägt der Forsa-Studie zufolge noch nicht negativ auf seine Partei durch. Wenn jetzt Landtagswahl wäre, bekäme die CSU 54 Prozent der Stimmen. Ein CSU-Sprecher kommentierte die Umfrage-Ergebnisse mit den Worten: „Bayern ist mit Edmund Stoiber das erfolgreichste Land, und deshalb steht die CSU mit Stoiber bei 54 Prozent."