„Das soziale Gewissen der CSU"

Porträt: Horst Seehofer

Das Amt des CSU-Chefs solle jemand übernehmen, der „der Partei das Herz zurückgeben kann und die Menschlichkeit". Auf die Stellenbeschreibung der CSU-Landtagsabgeordneten Christa Matschl scheint derzeit nur ein Name zu passen: Horst Seehofer. Der Bundesverbraucherschutzminister und CSU-Vize gilt weiten Teilen der Partei als Idealbesetzung für den Parteivorsitz für die Zeit nach Edmund Stoiber. Dabei hat der 57-jährige Ingolstädter und ausgewiesene Sozialpolitiker in der aktuellen Personaldebatte keinen Zweifel an seiner Solidarität zu Stoiber gelassen. Zwar schwieg er auffallend lang, stellte sich dann aber umso vehementer vor den bayerischen Ministerpräsidenten. Stoiber habe seine „totale Unterstützung", betonte er gerade erst. Dennoch gilt Seehofers Verhältnis zum CSU-Vorsitzenden als nicht unproblematisch. So soll Stoiber den verheirateten Vater von drei Kindern Ende 2005 auch deshalb für das Bundeskabinett empfohlen haben, damit der an der CSU-Basis beliebte Oberbayer ihm nach seinem überraschenden Berlin-Rückzug nicht in München den Parteivorsitz streitig macht.

 (DR)

Durch seine Rückkehr in die Bundesregierung - von 1992 bis 1998 war er bereits Gesundheitsminister - erfuhr Seehofers Karriere einen neuen Höhepunkt, nachdem er knapp ein Jahr zuvor fast abgeschrieben schien. Ende 2004 war er wegen des Streits um das das Gesundheitsprämien-Modell der CDU als Unions-Fraktionsvize zurückgetreten. Sein Amt als CSU-Vize behielt er allerdings und erreichte bei der Bundestagswahl 2005 das zweitbeste Erststimmenergebnis für die Union auf Bundesebene.

Dabei hatte der selbsternannte Sucht-Politiker im Winter 2001/2002 wegen einer schweren Krankheit sogar vorläufig aus der Politik aussteigen müssen. Seehofers Herz war auf zehn Prozent Leistung geschrumpft. Von der Droge Politik konnte er aber auch danach nicht
lassen.