Fast 60 Prozent stimmen für Umbenennung der Koch-Straße

Berliner wollen Rudi-Dutschke-Straße

Die Bewohner des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg haben am Sonntag für die Umbenennung von Teilen der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße gestimmt. Wie das Bezirksamt am Sonntag mitteilte, lehnten es 57,1 Prozent in einem Bürgerentscheid ab, die Ende August 2005 von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschlossene Umbenennung wieder rückgängig zu machen. Noch ist aber unklar, ob die Umbenennung tatsächlich erfolgen kann

 (DR)

Streit im Vorfeld
Anwohner haben vor dem Berliner Verwaltungsgericht gegen die Beschluss der BVV geklagt. Ein Urteil wird für den Sommer erwartet.

Über die von der „die tageszeitung" (taz) zum 25. Todestag des 1979 verstorbenen Studentenführers angestoßene Umwidmung von Teilen der Kochstraße war im Vorfeld ein heftiger Streit entbrannt.

Im Falle einer Umwidmung bekämen die „taz" und Teile der neu errichteten Axel-Springer-Passage eine Adresse in der Rudi-Dutschke-Straße. In unmittelbarer Nähe läge auch das Hochhaus des Verlags.

Umbenennung von „hoher Symbolkraft"
Der 1940 im brandenburgischen Schönefeld bei Luckenwalde geborene Dutschke war 1968 von dem Hilfsarbeiter Josef Bachmann am Kurfürstendamm niedergeschossen geworden. Viele Demonstranten machten damals den Springer-Verlag wegen dessen Berichterstattung für das Attentat mitverantwortlich.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele ist überzeugt, dass es von „hoher Symbolkraft" wäre, Teile der Kochstraße nach dem Studentenführer zu benennen. Er regte an, im Falle einer Umwidmung am Springer-Hochhaus ein „erklärendes Schild" aufzustellen, das die historischen Hintergründe erläutert. Dies wäre ein wichtiger „Beitrag zum Verständnis der deutschen Nachkriegsgeschichte".

CDU mit Bedenken
Der Sohn von Rudi Dutschke, Marek Dutschke, sagte, er und seine Familie stünden der Umbenennung sehr positiv gegenüber. Es sei ein „versöhnliches Symbol", die Straße an dem Ort umzubenennen, wo die einstigen Feinde in den 60er-Jahren aufeinander getroffen seien. Dies rege auch zur Reflektion und zum Diskurs darüber an, welche gesellschaftlichen Verhältnisse damals geherrscht hätten.

Der CDU-Kreisvorsitzende von Friedrichshain-Kreuzberg, Kurt Wansner, gibt zu bedenken, dass Dutschke Gewalt nicht abgelehnt hat und seiner Auffassung nach damit nicht zu den Demokraten gehört. Auch gebe es an der Freien Universität (FU) Berlin bereits einen Rudi-Dutschke-Weg und der Verstorbene