Weltkongress gegen Todesstrafe endet mit Papst-Appell

"Angriff auf die Menschenwürde"

Mit einem Appell von Papst Benedikt XVI. zur Abschaffung der Todesstrafe ist am Wochenende der dritte Weltkongress gegen die Todesstrafe in Paris zu Ende gegangen. In der von einem französischen Priester vor den Delegierten verlesenen Erklärung bezeichnet das Kirchenoberhaupt die Todesstrafe nicht nur als Verstoß gegen das Recht auf Leben, sondern auch als Angriff auf die Menschenwürde.

 (DR)

Appell an China
Die Staaten hätten wirksamere Mittel zur Bekämpfung der Kriminalität, unterstreicht der Papst. Ähnlich äußerte sich der Dalai Lama. Frankreichs Premierminister Dominique de Villepin erklärte, die Freilassung der von der Todesstrafe bedrohten fünf bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes in Libyen hätten eine hohe Priorität für Frankreich. Die sechs waren von einem libyschen Gericht zum Tode verurteilt worden, weil sie hunderte libysche Kinder wissentlich mit dem HI-Virus infiziert haben sollen.

Der Kongress rief China auf, mit Blick auf die Olympischen Spiele 2008 alle Hinrichtungen auszusetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in einer Botschaft an die Konferenz die Abschaffung der Todesstrafe zur "zentralen Forderung der deutschen und europäischen Menschenrechtspolitik" erklärt.

Nächstes Treffen 2009 wohl in der Schweiz
An dem dreitägigen Kongress hatten mehr als 1.000 Delegierte teilgenommen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen China, der Mittlere Osten und die USA. Wie die Vereinigung "Gemeinsam gegen die Todesstrafe" (ECPM) mitteilte, wurden 94 Prozent der weltweit 2.148 Hinrichtungen im Jahr 2005 in China, dem Iran, Saudi-Arabien und den USA vollstreckt.

Zu den Rednern des Kongresses gehörten unter anderen die Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Bianca Jagger, sowie mehrere Menschen, die bereits zum Tode verurteilt, dann aber doch noch freigesprochen worden waren. 2001 hatte ein erster Weltkongress gegen die Todesstrafe in Straßburg stattgefunden, 2004 folgte ein zweiter Kongress in Montreal. Seither habe es Fortschritte im Kampf gegen die Todesstrafe gegeben, so die Veranstalter. So sei sie inzwischen in Senegal, in Mexiko, in Liberia und auf den Philippinen abgeschafft worden. Für das nächste Treffen 2009 hat sich die Schweiz als Ausrichter beworben.