Türkische Presse begrüßt "gelungenen Auftakt" des Papst-Besuchs

"Der erste Tag ist geschafft, der Rest wird einfach sein"

Als unerwartet gelungen bewertet die türkische Presse am Mittwoch den ersten Besuchstag von Papst Benedikt XVI. in der Türkei. "Ein guter Anfang", titelte die größte Zeitung des Landes, "Hürriyet" (Freiheit), auf der Seite Eins. "Die Sorgen haben sich als unbegründet erwiesen, der Besuch begann gut", überschrieb auch die Zeitung "Milliyet" (Die Nation) ihre Titelgeschichte. "Der erste Tag ist geschafft, der Rest wird einfach sein", kommentierte die regierungsnahe, gemäßigt-islamistische Zeitung "Yeni Safak" (Neue Morgendämmerung). "Bleibt zu hoffen, dass der Besuch so endet, wie er begonnen hat", hieß es auch im Leitartikel von "Milliyet".

 (DR)


Vielen Schlagzeilen hoben auf eine Unterstützung des Papstes für den EU-Beitritt der Türkei ab, die Benedikt XVI. laut Bericht mehrerer Blätter außer im Gespräch mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auch gegenüber Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer geäußert habe. "Überraschende Unterstützung für den EU-Beitritt", titelte die unabhängige Zeitung "Vatan" (Die Heimat).
"Geistlicher Beistand für den EU-Beitritt", lautete die Schlagzeile der liberalen Zeitung "Radikal".

Beifall für "kreuzlose Fahrt"
Viel Beifall fand in der türkischen Presse, dass der Papst sein Kreuz bei der Ankunft unter dem Mantel verborgen hielt.
"Kreuzlose Fahrt" betitelte die Boulevardzeitung "Sabah" (Der
Morgen) ihren Aufmacher und bewertete das als "versöhnliche Geste" an den Islam. Auch andere Zeitungen wiesen mit Fotos und Überschriften darauf hin, dass Benedikt XVI. sein Kreuz während des Gesprächs mit Erdogan verdeckte. Die Tatsache, dass der Papst beim Eintrag ins Gästebuch des Atatürk-Mausoleums ein Atatürk-Zitat verwendete, wurde ebenfalls allgemein gelobt.

Die islamistische Zeitung "Vakit" (Die Zeit) kritisierte, dass Benedikt XVI. in vollem religiösen Ornat vom Staatspräsidenten empfangen worden sei, während selbst die Ehefrau des Ministerpräsidenten wegen ihres Kopftuchs nicht im Präsidialpalais willkommen geheißen werde. "Mit zweierlei Maß"
werde hier gemessen, kommentierte "Vakit". Die ebenfalls islamistische Zeitung "Milli Gazete" (National-Zeitung) beklagte, dass der Papst sich am ersten Besuchstag nicht für seinen Regensburger Vortrag entschuldigt habe.

"Wie eine Entschuldigung"
"Wie eine Entschuldigung" hätten die Worte Benedikt XVI. über den Islam gewirkt, meinten dagegen die bürgerlichen Zeitungen, darunter "Hürriyet" und "Vatan". Der Papst sei damit dem Eindruck entgegengetreten, dass er den Islam für eine gewalttätige Religion halte. Nur vermeldet wurden dagegen in den meisten Zeitungen die kritischen Worte, mit denen der Chef der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, noch einmal auf Regensburg angespielt hatte. Als "schulmeisterlich" kritisierte ein Blatt Bardakoglus Ton.

Eher distanziert verfolgte die linke Presse den Besuchsverlauf.
"Küss ihm doch gleich die Hand", titelte die Zeitung "Evrensel"
(Universal) über einem Bild von Erdogan und dem Papst. Das Blatt kritisierte damit den Zick-Zack-Kurs des Ministerpräsidenten, der den Papst erst nicht treffen wollte und ihn dann doch am Rollfeld begrüßte.