Mit Jubel, Gesängen und Sprechchören wurde der Papst vor der Kirche begrüßt. Er segnete eine Statue seines Vorgängers Johannes XXIII., die den seligen Konzilspapst (1958-1963) mit einer Friedenstaube auf der Hand darstellt. Der Bürgermeister des Istanbuler Stadtteils Sisli, Mustafa Sarigül, überreichte dem Papst nacheinander mehrere weiße Tauben, die dieser unter dem Jubel der Zuschauer fliegen ließ.
Der Papst sehnt sich nach Einheit
In seiner Predigt vor den Oberhäuptern der christlichen Kirchen in der Türkei rief Benedikt XVI. erneut zu verstärkten ökumenischen Anstrengungen auf. Johannes Paul II. habe 1979 am gleichen Ort die Hoffnung ausgedrückt, das neue Jahrtausend werde bereits eine geeinte Kirche finden. "Diese Hoffnung ist noch nicht realisiert; doch der Papst sehnt sich weiterhin danach, sie erfüllt zu sehen", sagte Benedikt XVI. Bei allen kirchlichen Anliegen müsse die Ökumene an erster Stelle stehen.
Zugleich ermutigte er die Christen zum Bekenntnis ihres Glaubens auch unter schwierigen Umständen. Der Kirche gehe es nicht um Machtsicherung oder Reichtum; ihre Mission sei, Christus anzubieten. Sie bittet lediglich darum, in Freiheit leben zu können".
Der Apostolische Vikar für Istanbul, Bischof Louis Pelatre, dankte dem Papst für seinen Besuch und seinen Beistand. Sie seien eine wichtige Ermutigung und Trost für seine kleine Herde. Unter den 72 Millionen zumeist muslimischen Bürgern der Türkei sind nur etwa 100.000 bis 150.000 Christen verschiedener Konfessionen. Das ist ein Bevölkerungsanteil von maximal 0,2 Prozent. Das Päpstliche Jahrbuch verzeichnet rund 33.000 Katholiken, die meisten sind zugereiste Ausländer.
Türkische Geistliche sehen Schaden von Regensburg behoben
Unterdessen erklärten führende muslimische Geistliche der Türkei, sie sähen mit der Geste des Papstes in der Blauen Moschee vom Vortag den durch seinen Regensburger Vortrag verursachten Schaden wiedergutgemacht. Der symbolische Akt sei "bedeutsamer als eine wörtliche Entschuldigung" gewesen, sagte der Mufti von Istanbul, Mustafa Cagrici, der Zeitung "Sabah" (Freitag).
Auch dass der Papst nicht das Kreuzzeichen gemacht, sondern die muslimische Gebetshaltung eingenommen habe, sei "hoch erfreulich" und eine außerordentlich wichtige Geste gewesen, so Cagrici. "Der Papst hat den Muslimen eine Botschaft gesandt, auch wenn diese nicht in Worte gefasst war", so der Mufti. Der frühere Chef des türkischen Religionsamtes, Mehmet Nuri Yilmaz, bewertete das Auftreten Benedikt XVI. in der Blauen Moschee als "große Geste an die islamische Welt".
"Der Frieden von Istanbul": Presse feiert Benedikt XVI.
Auch die türkische Presse feierte das Innehalten des Papstes in der Blauen Moschee als historische Versöhnungsgeste. "Der Frieden von Istanbul", titelte die liberale Zeitung "Milliyet" in einer Balkenschlagzeile auf der Seite Eins. "In Istanbul wurde Geschichte geschrieben", lautete der Aufmacher der unabhängigen Zeitung "Vatan". Als "historischen Moment" beschrieb auch die gemäßigt-islamische Zeitung "Yeni Safak" die Szene, als Benedikt XVI. gemeinsam mit dem Istanbuler Mufti Mustafa Cagrici nach Mekka gewandt vor der Gebetsnische der Hauptmoschee in Stille verharrte.
Das Entschuldigungsgebet" nannte "Vatan" die Geste des Papstes in der Blauen Moschee. "Der Papst hat Herzen und Verstand der Türken gewonnen", kommentierte die englischsprachige "Turkish Daily News". Das Massenblatt "Hürriyet" titelte: "Nicht in der Hagia Sophia, sondern in der Blauen Moschee hat er gebetet."
Mit der Messe endete das offizielle Besuchsprogramm des Papstes. Die viertägige Visite war die fünfte Auslandsreise Benedikt XVI. und die erste in ein muslimisch geprägtes Land. Am Mittag fliegt der Papst zurück nach Rom. Neben dem Streben nach Einheit der christlichen Kirchen stand der Türkei-Besuch im Zeichen des Dialogs mit dem Islam. Als zweiter Papst überhaupt besuchte Benedikt XVI. eine Moschee.
Benedikt XVI.: Heilige Messe in der Heilig Geist Kathedrale in Instanbul
Papst lässt zum Ende der Türkei-Reise Friedenstauben aufsteigen
Papst Benedikt XVI. hat am Freitag zum Abschluss seiner Türkeireise in der Kathedrale von Istanbul eine katholische Messe gefeiert. In Anwesenheit des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., und des armenischen Patriarchen, Mesrob II., forderte er die katholische Minderheit des Landes zu verstärkten Ökumene-Bemühungen auf. Der Dialog zwischen den Kirchen müsse „den ersten Rang in den kirchlichen Sorgen“ einnehmen, betonte Benedikt in seiner Predigt vor 1.200 Gläubigen in der Heilig-Geist-Kathedrale. Alle Stationen der Reise auf unserer Sonderseite.
Share on