Tausende demonstrieren zum Auftakt - Kirchen tagen

Sechstes Weltsozialforum in Nairobi eröffnet

In Kenias Hauptstadt Nairobi hat am Wochenende das sechste Weltsozialforum begonnen. Mehrere zehntausend Teilnehmer wurden zum größten Gipfel der globalisierungskritischen Bewegung erwartet, der unter der Überschrift "Widerstand von unten, Lösungen von unten" erstmals in Afrika stattfindet. 20.000 Menschen nahmen in Nairobis Innenstadt an der Eröffnungszeremonie teil, nachdem viele von ihnen gemeinsam mit Slumbewohnern aus der größten Armensiedlung der Stadt, Kibera, dorthin marschiert waren.

 (DR)

Entwicklungsländer profitieren nach Einschätzung von Nichtregierungsorganisationen zu wenig von ihren Bodenschätzen und Energiereserven. Im Gegenteil führe die Ausbeutung von Öl, Gas oder Erzen häufig zu wachsender Armut und Leid der örtlichen Bevölkerung, kritisierte ein breites Bündnis von Entwicklungsorganisationen am Dienstag beim Weltsozialforum in Nairobi. Stattdessen profitierten kleine Eliten sowie internationale Konzerne.

In ihrer Resolution fordern die Aktivisten, darunter auch 15 katholische Initiativen des Entwicklungs-Dachverbandes CIDSE, international verbindliche und gerechte Rahmenbedingungen für Abbau und Handel von Rohstoffen aus armen Staaten zu entwickeln. Konzerne müssten zudem, egal wo sie operierten, für die sozialen Auswirkungen ihres Handelns zur Haftung gezogen werden können. Auch die Länder des Südens stünden allerdings in der Pflicht, mehr für arme Bevölkerungsteile zu tun.

Mehr Transparenz und Verantwortung
Die Verfasser, zu denen aus Deutschland das Hilfswerk Misereor gehört, betonen, dass nur mit mehr Transparenz der Wirtschaftsbeziehungen alle am erwirtschafteten Reichtum beteiligt werden könnten. Die Industriestaaten müssten zudem ihrer Verantwortung gerecht werden und für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in den Produktionsländern eintreten. Energie- und Ressourcenverschwendung gehörten beendet.

Eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung gerechterer Handelsregeln und Wirtschaftsstandards weisen die Entwicklungsorganisationen den Vereinten Nationen zu. Es brauche Regeln, die bei Verstößen auch Sanktionen vorsehen. Zur Stärkung der Rechte von Minderheiten und indigenen Bevölkerungen gegenüber Wirtschaftsinteressen fordert das Netzwerk, die bereits ausgearbeitete Erklärung zum Schutz von Indigenen endlich zu verabschieden und umzusetzen.

Videobotschaft von Nelson Mandela
Bei der Eröffnung des Weltsozialforum hatte der ehemalige sambische Präsident Kenneth Kaunda die afrikanische Zivilgesellschaft aufgefordert, Stärke zu zeigen. "Die Zivilgesellschaft muss volle Kontrolle über alle öffentlichen Angelegenheiten haben und sich gegen jede Form von Ausbeutung zur Wehr setzen", forderte Kaunda. Er hatte Sambia in die Unabhängigkeit geführt und danach 27 Jahre regiert, zuletzt als Alleinherrscher. Die Meinung über Kaundas Auftritt war unter den Teilnehmern gespalten.

Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela pries am Sonntag in einer aufgezeichneten Videobotschaft die Diversität der Bewegung, die bis zum Donnerstag in Kenias Hauptstadt zusammentrifft. "Wir müssen gemeinsam eine Welt schaffen, in der jeder sein volles Potenzial entfalten kann", sagte der Friedensnobelpreisträger. Seine Ex-Frau Winnie Mandela, die am Sonntag über "Erinnerungen an afrikanische Befreiungskämpfe" sprechen sollte, blieb dem Forum ohne Begründung fern.

Kenia verhindert Einreise des Dalei Lama
Dem Dalai Lama, der auf dem Forum sprechen wollte, verweigerte die kenianische Botschaft in Indien die Einreise. Eine frühere Ablehnung
1999 hatte der damalige kenianische Präsident Daniel Arap Moi persönlich damit begründet, der Besuch des spirituellen Oberhaupts der Tibeter gefährde die guten Beziehungen zwischen China und Kenia.

Thema der deutschen Kirchen: der G8-Gipfel im Juni
Die deutschen Kirchen setzen beim Weltsozialforum einen Schwerpunkt auf die Vorbereitung zur Begleitung des Gipfels der acht reichsten Industrienationen (G8), der im Juni in Deutschland stattfindet. "Wir wollen die Forderungen der Zivilgesellschaft in den ärmsten acht Nationen sammeln und mit nach Deutschland nehmen", sagte Jürgen Reichel vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) dem epd.

Das Weltsozialforum endet am 25. Januar. Insgesamt sollen mehr als 1.200 Veranstaltungen stattfinden. Ein ganzer Tag ist der Vorbereitung von Kampagnen und Aktionen gewidmet.