Mixa kritisiert in der Kinderkrippendebatte erneut von der Leyen

"Junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie"

Der katholische Augsburger Bischof Walter Mixa hat erneut die Politik von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) scharf kritisiert. Diese sei vorrangig darauf ausgerichtet, "junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren", schreibt Mixa in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Die Welt". Die Entscheidung von Müttern kleiner Kinder für eine Berufstätigkeit werde durch den Ausbau der staatlichen Fremdbetreuungsangebote begünstigt. Der nordrhein-westfälische Familienminister Armin Laschet (CDU) will dagegen die Zahl der Betreuungsplätze für Kleinkinder schnell erhöhen.

 (DR)

Mixa warf von der Leyen erneut eine "einseitige ideologische Fixierung auf vollberufstätige Mütter" vor. Die überwiegende Mehrheit der Frauen, die sich bis zum dritten Lebensjahr ganz oder überwiegend selbst ihren Kindern widmen wollten, werde von der Politik zunehmend an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Wahre Wahlfreiheit bedeute, durch familienpolitische Maßnahmen auch alleinerziehenden und finanziell schlechter gestellten Müttern zu ermöglichen, in den ersten drei Jahren in Vollzeit für ihr Kind da zu sein. Mixa plädierte unter anderem für ein Erziehungsgehalt und eine erweiterte Anerkennung von Erziehungszeiten in der Rentenversicherung.

Mixa bezeichnete es als "grundlegend verfehlte Gesellschaftspolitik", dass viele junge Mütter ihre kleinen Kinder in staatliche Fremdbetreuung geben müssten, um wirtschaftlich überleben zu können. Für eine gesunde seelische und geistige Entwicklung brauchten Kinder in den ersten drei Lebensjahren die dauernde Ansprache und liebevolle Zuwendung besonders durch die Mutter sowie den Vater, aber keine noch so qualifizierte Fremdbetreuung.

Laschet verlangt schnelleren Ausbau von Betreuungsplätzen
Der nordrhein-westfälische Familienminister Armin Laschet (CDU) will die Zahl der Betreuungsplätze für Kleinkinder schnell erhöhen. "Wir dürfen keine Zeit verlieren", sagte Laschet den in Dortmund erscheinenden "Ruhr Nachrichten" (Donnerstagausgabe). Er fordert, den Ausbau bereits vor Jahr 2010 stärker voranzutreiben als dies der Koalitionsvertrag der Bundesregierung und die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorsehen: "Richtiger als eine Quote für 2013 ist Bedarfsgerechtigkeit heute", sagte Laschet. Von der Leyen hatte als Ziel für 2013 gefordert, 35 Prozent der Unter-Drei-Jährigen einen Betreuungsplatz anbieten zu können.

Laschet verlangte ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes bei den Angeboten: Dies "wäre unvermeidlich, wenn wir beim Ausbau der Kinderbetreuung schneller vorankommen wollen". Ein Zuschuss aus Berlin solle in die Länder fließen, in denen es Bedarf gebe. Bei Nachholbedarf im Osten habe in der Vergangenheit häufig der Westen gezahlt: "Bei der Kinderbetreuung ist es einmal umgekehrt: Den Nachholbedarf gibt es im Westen", sagte der CDU-Politiker dem Blatt.