Bundesamt verzeichnet Pannenanstieg in alten Reaktoren

Absurde Situation

Feuerpannen, betrunkene Mitarbeiter, schlechte Kommunikation - Atomkraftwerke und ihre Betreiber geraten zunehmend ins Zwielicht. Nun die nächste Hiobsbotschaft für Vattenfall, RWE, E.on und Co.: Das Bundesamt für Strahlenschutz beklagt eine Anhäufung von Pannen. Vor allem ältere Reaktoren sind betroffen. Für Bundesumweltminister Gabriel schlicht eine "absurde Situation".

 (DR)

Nicht im Sinne des Gesetzgebers
Die "meldepflichtigen Ereignisse" nähmen bei älteren Kraftwerken auf jeden Fall zu, sagte BfS-Präsident Wolfram König am Donnerstag im Radiosender WDR2. Besonders die 1969 entworfene Baureihe tue sich hier hervor.

Sinn der Ausstiegsvereinbarung zwischen Bundesregierung und Industrie sei gewesen, die älteren Reaktoren, die potenziell größere Risiken beinhalten, vorzeitig vom Netz zu nehmen. "Was wir jetzt feststellen, ist der Versuch der Unternehmen, gerade von neueren Kraftwerken Reststrommengen auf ältere zu übertragen", sagte König. Dies sei nicht im Sinne des Gesetzgebers.

"Da wird man doch bösgläubig"
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sprach von einer "absurden Situation". Hintergrund sei, dass ältere Kernkraftwerke bereits abgeschrieben seien und Gewinne von einer Million Euro pro Tag abwürfen, sagte er bei der Vorstellung des BfS-Jahresberichts 2006 in Berlin

Vor dem Hintergrund mehrerer Anträge zur Laufzeitverlängerung älterer Meiler kritisierte Gabriel die Weigerung der Energiekonzerne, Unterlagen für einen Sicherheitsvergleich mit neueren Kraftwerken vorzulegen. "Warum die Betreiber diese Frage wie der Teufel das Weihwasser scheuen, ergibt sich vielleicht aus den aktuellen Ereignissen um Krümmel", sagte der Minister und fügte hinzu: "Da wird man doch bösgläubig."

Das schleswig-holsteinische Atomkraftwerk Krümmel war in der vergangenen Woche abgeschaltet worden, nachdem in einem Transformatorgebäude ein Feuer ausgebrochen war.