Caritas-Präsident zum Ende einer NRW-Europatagung

"EU muss sozialer werden"

Mehr EU-Sozialpolitik hat der Präsident des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, gefordert. Wenn Europa für die Menschen Hoffnung und Zukunftsperspektive sein solle, brauche die hauptsächlich auf den Binnenmarkt ausgerichtete Union dringend eine "sozialpolitische Flankierung", sagte er auf der am Donnerstag zu Ende gegangenen Europatagung der NRW-Caritas in Münster.

 (DR)

Fördermöglichkeiten stärker nutzen
"Wir sind immer noch auf der Suche nach einer Seele Europas." Eine wahre Gemeinschaft sei die EU trotz gemeinsamer Währung und vereinheitlichter Richtlinien noch nicht.

An der Gestaltung der Sozialpolitik in Europa wolle die Caritas mitarbeiten, kündigte der Münsteraner Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann an. Sie sei offen für Neues, wisse aber auch, was sie an den Strukturen in Deutschland habe. Das gelte vor allem für das Subsidiaritätsprinzip, wonach der Staat soziale Aufgaben an freie Träger delegiere. Laut Neher muss es Ziel der politische Arbeit der Caritas sein, die Vorteile dieses Systems in Brüssel deutlich zu machen. Eine der größten Stärken der freien Wohlfahrtsverbände sei die Verbindung von Haupt- und Ehrenamt mit unternehmerischem Handeln.

Lobbyarbeit sei eine der wichtigsten Aufgaben der Caritas, so Kessmann. Das gelte zumindest so lange, wie Sozialpolitik in Berlin und Düsseldorf gemacht werde und die EU allenfalls Mindeststandards setze. Gleichzeitig kündigte er eine stärkere Nutzung von EU-Fördermöglichkeiten durch die Verbände in den Diözesen Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn an, damit sie ihre soziale Arbeit weiterentwickeln könnten.