Dresdener Museum zeigt Kunstausstellung zum Thema Tod

"Six feet under"

Die matten Augen des Toten stehen noch offen, das Blut im Gesicht scheint gerade eingetrocknet. Das Nah-Foto des brutal Erschlagenen aus dem Leichenschauhaus hat auf seine Weise Anziehungskraft. Das Deutsche Hygienemuseum in Dresden zeigt ab dem 22. September eine moderne Kunstausstellung zum Thema Sterben und Tod.

 (DR)

Die Ausstellung, die in leicht geänderter Form vom Kunstmuseum Bern übernommen wurde, erzählt von verschiedenen Todesdarstellungen, Trauerritualen oder von Todessehnsucht. Es sind meist zeitgenössische Kunstwerke aus verschiedenen Ländern zu sehen, darunter Fotos, Gemälde, Installationen, Skulpturen und Videos. Die Exponate sind in sechs Abschnitte wie "Leichen, Totenköpfe und Skelette" oder "Tod und Lifestyle" eingeteilt.
Die Schau thematisiere das Verhältnis von Gesellschaften zu Toten und menschlichen Leichnamen, hieß es. Während die Medien im Kampf um Zuschauer und Leser Tag für Tag geradezu voyeuristisch über Mord und Totschlag berichten, werden Leichen aus dem unmittelbaren Alltags- und Privatleben der westlichen Kulturen eher verdrängt. Wie das Museum am Freitag mitteilte, soll die Kunstausstellung eine "Autopsie unseres Umgangs mit Toten" sein.

Ironie und Nachdenklichkeit
Die Ausstellung soll zum Nachdenken anregen. Manche Werke seien aber auch ironisch gemeint, sagt die Schweizer Kuratorin Susanne Friedli.
Eines der kritischen Exponate gehört zu ihren Lieblingsstücken. Es ist die Installation eines Sargs, der aus Fertigteilen eines IKEA-Regals gebaut wurde. Auch die Gebrauchsanleitung im einschlägig blau-gelben Design des Möbelhauses liefert der US-Künstler Joe Scanlan gleich mit. Friedli: «Es ist ein witziger Kommentar zu unserer Gesellschaft.» Mit dem Eigenbau eines Sargs könne bei der Bestattung ja noch mehr gespart werden.

Der Umgang mit dem Tod
"Six Feet Under" ist im Amerikanischen eine Redewendung für «tot» oder «begraben sein». Zugleich spielt die Ausstellung auf eine gleichnamige schwarzhumorige TV-Kultserie aus den USA an. Sie dreht sich um eine Familie, die ein Bestattungsinstitut betreibt.
Lässigkeit und Ironie zählten zu den typischen Strategien, um die "natürliche Unbeholfenheit" bei der Begegnung mit dem Tod zu überspielen, so die Museumsleitung. Während die Medien im Kampf um Zuschauer und Leser Tag für Tag geradezu voyeuristisch über Mord und Totschlag berichten, werden Leichen aus dem unmittelbaren Alltags- und Privatleben der westlichen Kulturen eher verdrängt. Wie das Museum am Freitag mitteilte, soll die Kunstausstellung eine "Autopsie unseres Umgangs mit Toten" sein.

Die Exponate aus verschiedenen Sammlungen stammen von 76 Künstlern.
Sie reichen von exquisit gekleideten Models als «schöne» Leichen bis zu Gemälden von Angehörigen am Totenbett. Manche Kunstwerke lassen die Betrachter erschaudern: So hat die mexikanische Künstlerin Teresa Margolles Körperflüssigkeit von Toten auf Glasplatten trocknen lassen. Zudem zeigt sie in einer Installation mehrere Decken, in die einst Mordopfer gewickelt waren. Es gebe einige besondere künstlerische Positionen, sagt Direktor Klaus Vogel dazu: «Die Ausstellung legt es aber nicht auf Schock an.»

Die Ausstellung ist bis 30. März dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.