Köhler würdigt Adveniat und Brot für die Welt

"Ausdruck von Nächstenliebe"

Als Ausdruck gelebter Nächstenliebe hat Bundespräsident Horst Köhler die kirchlichen Hilfswerke Adveniat und "Brot für die Welt" gewürdigt. Durch sie werde auch das gute Ansehen Deutschlands in den armen Ländern der Welt wesentlich geprägt, betonte Köhler am Sonntag im Mainzer Dom. Er äußerte sich am Ende eines von Kardinal Karl Lehmann geleiteten Gottesdienstes zur Eröffnung der diesjährigen Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Fast zeitgleich wurde die Weihnachtsaktion des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt" gestartet.

 (DR)

Köhler sagte, Lateinamerika sei ein Kontinent der Hoffnung, aber auch ein Kontinent großer Armut, großer Ausbeutung und großer Ungerechtigkeiten. Adveniat und "Brot für die Welt" seien Werke der Solidarität. An ihrer Arbeit könne man sehen, dass Solidarität viel mehr sei als materielle Hilfe. Die beiden Organisationen schafften hierzulande ein Bewusstsein für die Lage etwa in Lateinamerika oder in Afrika. Zudem träten sie dafür ein, dass die Menschen vor Ort ihren eigenen Weg zur Gerechtigkeit fänden und ihnen keine Lösungen aufgedrängt würden. Der Bundespräsident dankte den Christen beider Kirchen, dass sie gerade in der Weihnachtszeit an die Ärmsten der Armen dächten und großzügig spendeten.

Die Adveniat-Weihnachtsaktion hat das Motto "Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten". In ihrem Mittelpunkt steht die indianische Bevölkerung in den Andenregionen Argentiniens, Boliviens, Chiles, Kolumbiens, Perus, Venezuelas und Ecuadors. Wie keine andere Bevölkerungsgruppe, so Adveniat, seien die Indianer in ihrer Geschichte Opfer von Ungerechtigkeit geworden. Ein Ende der Jahrhunderte währenden Diskriminierung sei nicht in Sicht.

"Fairgeben, fairsorgen, fairteilen. Gottes Spielregeln für eine gerechte Welt" lautet das Motto der Weihnachtsaktion von "Brot für die Welt". Schwerpunktland der Aktion, mit der "Brot für die Welt" für eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft und das Recht auf Nahrung eintritt, ist Guatemala.

"Unbeschreibliche Gewalt"
Lehmann erinnerte im Mainzer Auftaktgottesdienst daran, dass die europäischen Eroberer die indianische Bevölkerung Lateinamerikas mit unbeschreiblicher Gewalt unterworfen hätten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz rief dazu auf, alles zu, um die Lebenschancen der Indianer nachhaltig zu verbessern.

Beim "Brot für die Welt"-Eröffnungsgottesdienst in Marburg sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein: "Gutes zu tun, braucht keine langen Erwägungen und keine Rendite-Kalkulationen, sondern ein brennendes Herz und eine tiefe Sehnsucht." Wichtig sei, dass die Sehnsucht nachhaltig bleibe und nicht wie ein Strohfeuer verbrenne.

Zum Start der Adveniat-Aktion war aus Bolivien der Erzbischof von La Paz, Edmundo Abastoflor, gekommen. Er wies vor Journalisten darauf hin, dass ein Großteil der Indianer Lateinamerikas unter der Armutsgrenze lebe. Dies stehe in einem krassen Widerspruch zu ihren menschlichen Fähigkeiten und zu ihrem enormen spirituellen und kulturellen Reichtum.