Kirchen und Glaube auf der Berlinale

Filme, Preise und Gebete

Religion ist auch im Film wieder ein Thema. Auf den 58. Berliner Filmfestspielen zeigt sich dies ganz unmittelbar an Filmtiteln wie "Jesus Christus Erlöser" oder "Jesus Loves You". Von den knapp 400 Filmen die im Februar in den Festspielkinos zu sehen sein werden, befassen sich viele mit existenziellen Grundfragen, die zugleich eine spirituelle Dimension haben. Selbst Festivalleiter Dieter Kosslick bekennt sich dazu, "religiös zu sein". Freilich mit einem sehr individuellen Zugang, wie dies auch für viele Filme gilt.

Autor/in:
Christoph Scholz
 (DR)

Den Kirchen ist das Medium Film seit jeher ein Anliegen. Sie laden auf der Berlinale wieder zum Ökumenischen Filmempfang. In diesem Jahr gibt es einen Relaunch: Er findet nicht mehr am Morgen unter der Woche statt, sondern am ersten Sonntag der Festspiele, also am 10. Februar um 18.00 Uhr. Damit soll noch mehr Filmschaffenden eine Teilnahme ermöglicht werden. Ferner sind nicht mehr nur Erzdiözese und Landeskirche, sondern die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz Träger des Empfangs. So haben sich auch der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, und der katholische Medienbischof, Gebhard Fürst, angesagt. Die Politik ist prominent mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) vertreten.

Bei dem Treffen wird sich die internationale ökumenische Jury vorstellen. Vorsitzende ist in diesem Jahr Julia Helmke, Kulturbeauftragte der Landeskirche Hannover, die Mitglied im Leitungsausschuss von "Interfilm" ist. Weiteres deutsches Mitglied ist Wolfgang Hußmann von der kirchlichen Medienzentrale der Diözese Hildesheim.

Die Jury ehrt mit ihren Preisen Filmemacher, die in ihren Filmen ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder für spirituelle, menschliche und soziale Werte sensibilisiert. Die Mitglieder werden alljährlich von der Internationalen Katholischen Vereinigung für Kommunikation "Signis" und der Internationalen Kirchlichen Filmorganisation "Interfilm" berufen. Das Preisgeld von je 2.500 Euro für die Filme aus den Berlinale-Sektionen Panorama und Forum stellen die Bischofskonferenz und die EKD.

Während die Kirchen ihre Präsenz verstärken wollen, hat die US-amerikanische John-Templeton-Stiftung die Finanzierung des kirchlichen europäischen John-Templeton-Filmpreises eingestellt.
Damit entfällt die seit 1997 jährlich vergebene Auszeichnung, die mit 10.000 Euro dotiert war. Die Öffentlichkeitswirkung habe nicht den Erwartungen der Stiftung entsprochen, hieß es zur Begründung.

Neu ist hingegen ein sogenanntes "Berlinale Prayer Breakfast" unter dem Motto "Faith in Film" - "Glaube im Film". Diese Form von Andacht und religiöser Besinnung folgt US-amerikanischem Vorbild.
Filmeschaffende und Besucher sind dazu während des Festivals jeden Morgen zwischen 9.30 Uhr und 11.00 Uhr in die "Green Bear Lounge" im Filmhaus am Potsdamer Platz eingeladen.

Initiator ist der in New York lebende Regisseur und Drehbuchautor Christoph Silber. Er spricht von einem "Experiment", das "bewusst kein Label" trägt. Die Initiative kommt zwar aus dem freikirchlichen Bereich. Silber legt aber Wert darauf, dass es ein "überkonfessionelles Angebot engagierter Christen» ist, «das sich an alle geistlich Interessierten wendet". Er will damit nicht nur Filmemacher ermutigen, "sich zu ihrem Glauben zu bekennen", sondern "wieder einen Diskurs über Gott im Film" anregen.