Der neue Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Pfarrer Austen, im domradio-Interview

"Das Herz klopft schneller"

Mit einem feierlichen Gottesdienst im Paderborner Dom ist am Samstag der neue Generalsekretär des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken, Pfarrer Georg Austen, eingeführt worden. Er übernimmt die Leitung des Diaspora-Hilfswerks von Prälat Clemens A. Kathke. - Im domradio sprach Austen vorher über die neue Aufgabe.

Autor/in:
Viola van Melis
Pfarrer Georg Austen (DR)
Pfarrer Georg Austen / ( DR )

Zu Messe und Festakt kamen 800 Gäste, darunter 25 Bischöfe aus ganz Europa. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker würdigte Kathkes zehnjährige Arbeit. Er habe sich mit "viel Leidenschaft, Optimismus und Humor" für Katholiken eingesetzt, die in Nord- und Ostdeutschland, Skandinavien und Osteuropa in der Minderheit leben.

Auch ZDF-Journalist Peter Hahne lobte per Video-Botschaft aus Berlin Kathkes Engagement. Er teile mit ihm den "Einsatz für einen missionarischen Aufbruch in Deutschland" und habe gern seine Aktion für eine "Weihnachtsmann-freie-Zone" unterstützt. Der Ex-Chef der Kölner Kirchenzeitung, Prälat Erich Läufer, zeichnete den scheidenden Generalsekretär mit dem von ihm gestifteten "Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln" aus.

Erzbischof Becker würdigte auch den künftigen Generalsekretär Austen. Durch seine "reichen Erfahrungen" als Seelsorger auf vielen Organisationsebenen und als Sekretär des Weltjugendtags (WJT) 2005 eigne er sich gut für das neue Amt, so Becker, der Bischöflicher Protektor des Hilfswerks ist. Austen wurde 1958 in Salzkotten geboren und studierte Theologie in Paderborn und München. Austen sagte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Bonifatiuswerk müsse "Öffentlichkeit und mögliche Spender dafür sensibilisieren, dass Katholiken andernorts in der Minderheit leben" und Hilfe bräuchten. Becker hob in seiner Predigt hervor, die Kirche dürfe kein "frommes Ghetto" bilden. Das Bonifatiuswerk trage dazu bei, "dass das Evangelium in unseren Breiten und in den Diasporagebieten im Norden und Osten Europas sein Profil schärft".
Unter den Festgästen waren der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, Erzbischof Werner Thissen aus Hamburg und die Bischöfe aus Osnabrück, Magdeburg, Erfurt und Görlitz, Franz-Josef Bode, Gerhard Feige, Joachim Wanke und Konrad Zdarsa.


Der in Bernburg an der Saale geborene Kathke wurde 1962 in Paderborn zum Priester geweiht. Danach übernahm er verschiedene Ämter im sozialen Sektor. Zunächst leitete er ein heilpädagogisches Zentrum für Geistig- und Mehrfachbehinderte in Warburg. 1981 wechselte er als Vorstandssprecher zur Josefs-Gesellschaft nach Köln. Von 1995 bis 1997 übernahm Kathke die Aufgabe des Behindertenseelsorgers im Erzbistum Paderborn. Danach wechselte er in die Zentrale des Bonifatiuswerkes. Zielrichtung seiner Arbeit: Dass die Menschen vom Individualismus wegkommen, wie er sagt, hin zu einem "mitverantwortlichen Wir-Gefühl".

Im Bonifatiuswerk hat Kathke, der 1999 zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt wurde, einige Neuerungen eingeführt: "Inhaltlich haben wir besonders die Kinderpastoral und die Jugendarbeit in den Fokus gestellt", erinnert er sich. Das sei bis heute eine der wichtigsten Anliegen für Katholiken in Diasporaregionen. Besonders beeindruckt hat ihn, dass dort mit Spenden seines Hauses in den vergangenen Jahren immer wieder neue Klöster gebaut und eingeweiht wurden.

Das Bonifatiuswerk fördert Bau und Renovierung von Kirchen, Gemeindezentren, Schulen, Jugendhäusern sowie die Weiterbildung von Priestern. 2007 hat es nach eigenen Angaben gut 100 Bauprojekte in
Nord- und Ostdeutschland, Nordeuropa und im Baltikum mit 4,6 Millionen Euro eingeleitet und teils fertiggestellt. Der Anteil der Katholiken liegt in den Gebieten zwischen einem und fünf Prozent. Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus aller Welt steigen die Zahlen oft an. Die kleinen Kirchengemeinden stehen dadurch vor der Aufgabe, die Neuankömmlinge in Pfarreien und Gesellschaft zu integrieren.

Im zunehmend säkularisierten Deutschland will das Bonifatiuswerk nach den Worten des scheidenden Generalsekretärs "Glaubens- und Missionsimpulse" setzen. Auf viel Medieninteresse etwa sind bunte Aktionen für den Sonntagsschutz und gegen den Konsumrummel um den rot-weißen Weihnachtsmann gestoßen. Aufmerksamkeit erlangten auch Umfragen, die die Organisation zum Thema Glauben in Auftrag gab - etwa zur religiösen Kindererziehung oder über junge Väter und Religion. Auf solche medienwirksamen Aktionen setzt auch der künftige Generalsekretär Austen: "Es muss sichtbar werden, dass es im Bonifatiuswerk nicht nur um Geld geht, sondern um christliche Inhalte, das Profil unseres Glaubens. Wir wollen unsere Werte gegen viele Formen der Lebensentwertung setzen."

Schon vor dem Amtsantritt hat der 49-Jährige Reisen unternommen, um Erfahrungen in der Diaspora zu sammeln: "Ob in Schweden oder in den Bistümern Erfurt und Hamburg: Überall bin ich auf tolle Projekte der Glaubensweitergabe gestoßen", so der Pfarrer. Viele davon sollten auch in anderen Regionen umgesetzt werden. Austen, der in Salzkotten geboren wurde und in Paderborn und München Theologie studierte, hat seit der Priesterweihe 1986 viel mit Jugendlichen gearbeitet, etwa als Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde in Paderborn. Als Sekretär des Weltjugendtags hat er ab 2002 im Vorfeld des Kölner Papst-Großereignisses unermüdlich bundesweit Treffen organisiert, Netzwerke geknüpft und Projekte angestoßen - Fähigkeiten, die er im Bonifatiuswerk brauchen wird.