Kundenbetreuer sollen Stiftungen in Liechtenstein verwaltet haben

Wie verhalten sich christliche Banken?

Mitarbeiter deutscher Finanzinstitute haben Kunden möglicherweise bewusst bei Steuerhinterziehungen geholfen. Die Durchsuchungen der Steuerfahnder bei Banken im Zusammenhang mit Steuerhinterziehungen über das Fürstentum Liechtenstein richten sich nicht nur gegen Kunden, sondern auch gegen verschiedene Kundenbetreuer. Die Mitarbeiter sollen angeblich Stiftungen verwaltet und gezielt über deren Einrichtung beraten haben. Manfred Sonnenschein ist Bankbetriebswirt bei der Bank im Bistum Essen und erläutert im domradio-Interview, wie Kapital moralisch einwandfrei und legal angelegt werden kann.

 (DR)

Die Fahnder fanden demnach entsprechende Indizien bei ihren Ermittlungen und Razzien in den vergangenen Tagen. Laut "Spiegel Online" beziehen sich die Ermittlungen der federführenden Staatsanwaltschaft Bochum auf einzelne Mitarbeiter deutscher Banken. Die Geldinstitute selbst würden dagegen nicht beschuldigt. Nach "Spiegel"-Informationen sollen die beschuldigten Bankangestellten Stiftungen in Liechtenstein verwaltet haben.

Das Bankhaus Metzler räumte Ermittlungen gegen drei Mitarbeiter ein. Das Frankfurter Institut betonte allerdings, dass weder für sich oder Dritte in Liechtenstein Stiftungen errichtet oder Kunden in diese Richtung beraten worden seien. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, dass ein entsprechender Verdacht gegen die Mitarbeiter besteht. Am Montag hatte es eine Razzia in der Münchener Niederlassung der Bank gegeben.

Die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstagausgabe) berichtete, dass Privatbanken und andere Geldinstitute in Deutschland angeblich liechtensteinische Stiftungen verwaltet haben sollen. Insgesamt solle es sich nach bisherigen Erkenntnissen um etwa 50 Stiftungen handeln, auf deren Konten hohe Millionenbeträge lagerten. Dem Blatt zufolge sollen Kunden von diesen Kredithäusern gezielt über Liechtenstein-Stiftungen beraten worden sein. In einigen Fällen soll von diesen Banken unter Codewörtern auch Geld auf die Konten liechtensteinischer Stiftungen überwiesen worden sein.

Derweil gingen die Razzien am Donnerstag weiter. So wurden auch in Niedersachsen Durchsuchungen vorgenommen. Dies bestätigte eine Sprecherin des niedersächsischen Finanzministeriums auf Anfrage. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" sollen bis Ende der Woche bei etwa 70 der 700 Beschuldigten die Razzien abgeschlossen sein.

Unterdessen hat der Steuerskandal laut dem Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek, offenbar eine Lawine von Selbstanzeigen in Gang gesetzt. "Ich glaube nicht, dass es nur wenige sind. Nach meinen Erkenntnissen sind insgesamt mehrere tausend Selbstanzeigen erfolgt beziehungsweise werden noch erfolgen", sagte Ondracek den "VDI nachrichten".

Anlass für die wohl größte Steuerfahndung in der Geschichte der Bundesrepublik ist eine CD-ROM mit umfangreichen Daten über Personen, die über das Fürstentum Liechtenstein Steuern hinterzogen haben sollen. Die Bundesregierung hatte die CD für rund fünf Millionen Euro von einem Informanten erworben, wahrscheinlich einem ehemaligen Mitarbeiter einer Liechtensteiner Bank, der sich an den Bundesnachrichtendienst (BND) gewandt hatte.

Am vergangenen Freitag hatten die Ermittlungsaktionen unter anderem mit einer Durchsuchung im Wohnhaus des inzwischen zurückgetretenen Post-Chefs Klaus Zumwinkel in Köln begonnen. Anfang der Woche hatte es Durchsuchungen unter anderem in München, Frankfurt am Main und Hamburg gegeben.