Bahn: Grundlagentarifvertrag unterschrieben

Rückkehr der Normalität

Nach dem Ende des Tarifstreits kehrt bei der Deutschen Bahn wieder Normalität ein. Nach dem kurzfristig abgesagten bundesweiten Bahnstreik fuhren die Züge am Montag zwar noch nicht nach dem normalen Fahrplan, die Behinderungen für die Kunden fielen aber geringer aus als befürchtet.

 (DR)

Der Lokführer- und Grundlagentarifvertrag sei am Sonntagabend unterschrieben worden, gab Bahn-Personalvorstand Margret Suckale bekannt. Damit ist der fast einjährige Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL endgültig beigelegt.

Es seien deutschlandweit deutlich mehr Bahnen unterwegs als noch im Ersatzfahrplan vorgesehen, sagte ein Bahnsprecher auf Anfrage. Regional habe es die meisten Einschränkungen in Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gegeben. Ein Verkehrschaos habe nirgendwo geherrscht. Auch die S-Bahnen in Berlin, München und Hamburg seien weitgehend pünktlich in den Fahrbetrieb am Montag gestartet. Spätestens ab Dienstag tritt nach Bahnangaben der normale Fahrplan wieder in Kraft.

Suckale sagte, die Bahn habe keine Kooperationsvereinbarung mehr zwischen den Gewerkschaften als Voraussetzung für einen Tarifvertrag mit der GDL verlangt. Allerdings hätten sich die drei Gewerkschaften schriftlich zur Zusammenarbeit verpflichtet. Sie gehe davon aus, dass keine der Parteien Interesse an einer Wiederholung des Aufschaukelns der Forderungen hat. Strittig war lange, ob die GDL neben den Lokführern auch für andere Berufsgruppen zuständig sein soll. Jetzt sei geklärt, dass die Tarifgemeinschaft aus Transnet und GDBA weiterhin für die Lokrangierführer und Disponenten zuständig ist, sagte Suckale.

Einigung für die Abgrenzung ist gefunden
Zum anderen bietet der Vertrag der GDL die Möglichkeit, Tarifforderungen für Lokomotivführer zu erheben und auch durchzusetzen, die beispielsweise bei der DB Zeitarbeit oder auch bei ausgegliederten Tochtergesellschaften der Bahn eingesetzt werden. Damit ist laut Suckale eine Einigung für die Abgrenzung gefunden worden. Suckale zufolge hat sich die GDL bereiterklärt, bis 2014 nicht auf andere Berufsgruppen zuzugehen. Die Gewerkschaften würden die jeweiligen Tarifverträge gegenseitig anerkennen.

Es werde Vertragstreue herrschen, kündigte Schell im Deutschlandfunk an. Man könne sich bei der nächsten Verhandlungsrunde gegebenenfalls mit den anderen Gewerkschaften unterhalten. Ob man jedoch mit einer gemeinsamen Forderung in die Lohnrunde gehe und diese dann auch gemeinsam akzeptiere, das sei "abzuwarten", sagte Schell. Die GDL habe das erreicht, was sie wollte und könne damit gut leben. Der Tarifvertrag sei eine "gute Grundlage für die Zukunft".

Der Berliner Landeschef der Lokführergewerkschaft GDL, Hans-Joachim Kernchen, sah die Kooperation mit den beiden anderen Bahn-Gewerkschaften skeptisch. Er sei aber der Ansicht, dass es möglich sei, sich vor künftigen Tarifgesprächen auf gemeinsame Verhandlungspositionen bei Entgelten und Arbeitszeiten zu verständigen - wenn sauber getrennt sei, welche Gewerkschaft für wen zuständig ist, erklärte Kernchen im RBB-Inforadio.

"Da muss man gegensteuern"
Keine konkreten Angaben machte Suckale dazu, wie der Konzern die Kosten auffangen will, die der Bahn durch die höher als erwartet ausgefallenen Tarifverträgen entstehen. "Da muss man gegensteuern", sagte Suckale. Die Bahn müsse sich Gedanken machen, schließlich wolle sie die Arbeitsplätze erhalten. Fahrpreiserhöhungen und einen Stellenabbau schloss Suckale nicht direkt aus.

Laut GDL tritt der Grundlagentarifvertrag ebenso wie der Lokomotivführertarifvertrag für die rund 20 000 Lokführer rückwirkend zum 1. März in Kraft. Dieser sieht eine Einmalzahlung von 800 Euro und eine zweistufige Tariferhöhung um insgesamt elf Prozent vor. Zudem soll die Wochenarbeitszeit ab Februar 2009 bei vollem Lohnausgleich um eine auf 40 Stunden sinken.