Zehntausende feiern orthodoxes Fest

Osterfeiern in Jerusalem

Zehntausende von orthodoxen Christen haben am Samstagmittag zum orthodoxen Osterfest an der "Liturgie des Heiligen Feuers" in der Jerusalemer Grabeskirche teilgenommen. Die israelische Polizei sicherte die Feier mit einem Großaufgebot.

 (DR)

Befürchtungen, dass es während der Zeremonie zu erneuten Zusammenstößen zwischen armenischen und griechischen Kirchenvertretern kommen würde, bewahrheiteten sich nicht.

Am Palmsonntag hatten Mönche der beiden Konfessionen einen Streit über Anrechte in der Grabeskirche mit einer handfesten Prügelei ausgetragen. Am heiligsten Ort der Christenheit sind sechs verschiedene Konfessionen vertreten, deren kompliziertes Miteinander immer wieder zu Konflikten führt. Weitere Besucherattraktionen waren auch dieses Jahr wieder die Osternachtsfeier der Äthiopier am Samstagabend auf dem Dach der Grabeskirche sowie die "göttliche Liturgie" der Griechen in der Nacht auf den Ostersonntag.

Während der "Liturgie des Heiligen Feuers" entzündet sich nach dem Volksglauben im Grab Jesu auf wundersame Weise ein kühles Feuer, das heilende Wirkung haben soll. Wegen des massenhaften Andrangs und der prekären Sicherheitslage in der Basilika sperrt die Polizei die Umgebung der Grabeskirche großräumig ab und lässt nur Personen mit Zugangsgenehmigungen passieren. Diese wurden den beteiligten Konfessionen vorab nach Kontingenten zugeteilt. Dennoch mussten im Schnitt fünf Menschen auf einem Quadratmeter stehen. Vereinzelte Pilger hatten sich über Nacht in der Kirche versteckt, um sich einen günstigen Platz zu sichern.

Vom Fernsehen in die Welt übertragen
Auch in den Gassen um die Kirche standen die Menschen dicht gedrängt im Umkreis von etwa 600 Metern, um ihre Kerzenbündel an der Flamme zu entzünden, die aus dem Grab Jesu herausgereicht und an die Wartenden verteilt wurde. Nach Einschätzung von Anwohnern war der Andrang in diesem Jahr noch größer als in den Vorjahren. Russland, Griechenland und andere orthodoxe Nationen hatten Regierungsdelegationen zu der Feier entsandt, die vom Fernsehen in viele Länder live übertragen wird.

Die Liturgie des Heiligen Feuers geht bis auf das vierte Jahrhundert zurück. Erste Berichte über eine wundersame Herabkunft des Heiligen Feuers entstanden um das Jahr 1.000, was von Wissenschaftlern im Zusammenhang mit dem Aufkommen des Islam gesehen wird, gegen den das Christentum seinen Wahrheitsanspruch zu behaupten versuchte.

"Sprechendes Symbol für die Auferstehung Jesu"
Die griechisch-orthodoxen Patriarchen Jerusalems, die außer einem armenischen Kirchenvertreter einzige Augenzeugen des Geschehens in der Grabeskapelle selbst sind, haben sich bisher zumeist zurückhaltend zu dem Ursprung des Feuers geäußert: Vor allem handle es sich um ein "sprechendes Symbol für die Auferstehung Jesu", sagte der amtierende Patriarch Theophilos III. der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Menschen hätten bei der Feier eine geistliche Erfahrung, die der Macht des Gebetes und des Glaubens entspringe.

Die äthiopischen Christen feiern jedes Jahr eine malerische Ostervigil auf ihrem Klosterplatz auf einem Seitendach der Grabeskirche. Zu der kleinen Gemeinde vor Ort stoßen dafür Hunderte äthiopischer Pilger aus aller Welt sowie zahlreiche Schaulustige.

Während der Liturgie wird eine Osterflamme aus dem Festzelt herausgereicht und von den weiß gekleideten Gläubigen mit Jubelgesängen, Trommelklängen und Tänzen begrüßt.