Junge Leute aus Südamerika halfen in Freiburg

Freiwilligendienst mal anders

Edwin aus Ecuador hatte noch nie Schnee gesehen, und Raul aus Peru fürchtete, dass seine geringen Deutschkenntnisse ihm nichts bringen. Doch nun, ein Jahr nach der Ankunft in Freiburg, ist alles anders. Was anfangs fremd war, ist nun vertraut. Der Freiburger Verein Begegnung und Solidarität ermöglichte jungen Erwachsenen aus Südamerika, ein soziales Jahr in Deutschland zu absolvieren. Freiwilligendienst anders herum.

 (DR)

Vor fünf Jahren rief Baldas den Verein ins Leben mit dem Zweck,
internationale Begegnungen durchzuführen und einen Freiwilligendienst
vornehmlich im sozialen Bereich aufzubauen. Dabei griff er auf das
Engagement von jungen deutschen Rückkehrern aus Freiwilligendiensten
zurück. Inzwischen hat der Verein 40 Mitglieder, die sich allesamt
ehrenamtlich engagieren. Sie organisieren Aufenthalte in Lateinamerika, helfen aber auch ausländischen Freiwilligen in Deutschland, einen Dienst auszuführen.

"Wir haben mit Raul das große Los gezogen", sagt Christoph Götz von der Freiburger Straßenschule. Denn Raul hat sich schon in seiner Heimat um obdachlose Kinder und Jugendliche gekümmert. "Doch in Peru betteln sie, um satt zu werden, und schlafen unter Brücken oder in großen Kartons, weil sie nicht nach Hause können", so Raul. Die Gründe in Deutschland seien vielfältiger: "Manche machen das aus Abenteuerlust und Neugier oder wegen ihrer Alkohol- oder Drogensucht." Ein Jahr hat Raul in der Freiburger Straßenschule mitgeholfen. Hier treffen sich junge Menschen, die auf der Straße, in Wohnwagen oder provisorischen Behausungen leben. Raul kocht mit ihnen, hört ihre Musik, packt mit an beim Wäsche waschen und kümmert sich auch manchmal um ihre Hunde.

Träume und Lebensgeschichten
"Sie haben alle ihre Träume und jeder von ihnen seine eigene Lebensgeschichte", erzählt Raul. Jeden Morgen besucht er sie auf der Straße oder an den Szene-Treffpunkten. "Es ist wichtig, mit ihnen zu reden, zu fragen, wie es geht und was sie brauchen, damit sie merken, dass auch sie wichtig sind." Zusammen mit Sozialpädagogen organisiert er auch Projekte für und mit den Jugendlichen, zum Beispiel eine Fotoaktion. Die obdachlosen Jugendlichen bekamen kleine Kameras, um von sich und ihrer Situation Bilder zu machen.

So wie Raul brachte auch Edwin von zu Hause praktische Erfahrungen mit. Dennoch war er anfangs überrascht von den Kindern im Freiburger Kinderhaus Bernhard von Baden: "Die Mädchen und Jungen sind viel selbstständiger als die Kinder in Ecuador." Richtig auftrumpfen konnte er bei den Mädchen und Jungen mit seinen Instrumenten. Auf der Panflöte haben mittlerweile alle gespielt.

Nach dem Freiwilligenjahr sind sich die Latinos einig darüber, vieles gelernt zu haben. Auch Jackeline Elizabeth aus Ecuador, die in der Caritas-Werkstatt Sankt Georg für Behinderte arbeitete und ebenso Pompeya Rosario aus Peru, die im Kindergarten Sankt Franziskus im Einsatz war. Jedem Freiwilligen stand eine Tutorin zur Seite, die bei kleinen Alltagsaufgaben half. Und diese Tutorenaufgabe übernehmen die vier Südamerikaner dann, wenn Deutsche zu einem Freiwilligenjahr nach Ecuador oder Peru kommen.