Tarifkonflikt für 480.000 Caritas-Mitarbeiter gelöst

Was lange währt ...

Nach mehr als zweijährigen Verhandlungen ist der Tarifkonflikt für die 480.000 Mitarbeiter der Caritas in Deutschland gelöst. Die zuständige Arbeitsrechtliche Kommission verabschiedete am Donnerstag in Mainz ein Paket, das Gehaltserhöhungen, eine Anhebung der Arbeitszeit, aber auch strukturelle Veränderungen im Tarifgefüge des katholischen Wohlfahrtsverbandes vorsieht.
Dienstgeber- und Arbeitnehmerseite zeigten sich im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erleichtert, dass der lange Stillstand überwunden sei.

 (DR)

Die Caritas ist einer der größten privaten Arbeitgeber in Deutschland. Beschlossen wurde eine Lohnerhöhung um 1,6 Prozent ab 1. Januar 2008 und um weitere 4,3 Prozent ab 1. Januar 2009, dazu eine Einmalzahlung von 225 Euro im Januar 2009 und 70 Euro mehr für Auszubildende.

Zudem soll die Arbeitszeit zum 1. September 2009 von 38,5 auf 39 Stunden angehoben werden. Dabei handelt es sich aber um Mittelwerte, von denen die sechs Caritas-Regionen Nord, Ost, Mitte, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg in gewissen Bandbreiten abweichen dürfen. Der Spielraum bei diesen Bandbreiten wurde erhöht. Damit sollen Caritas-Unternehmen flexibel auf ihre wirtschaftliche Lage und die regionale Konkurrenz reagieren können.

Vereinbart wurden auch Änderungen bei der Tarifstruktur, die neue Mitarbeiter betreffen. So gibt es Neuerungen beim Ortszuschlag für Verheiratete und bei der Kinderkomponente. Zudem wurde die Einrichtung von zwei Ausschüssen beschlossen, die das Eingruppierungssystem überarbeiten und eigene Regelungen für die katholischen Krankenhäuser finden sollen.

Der Katholische Krankenhausverband (KKVD) hatte zuvor an die Arbeitsrechtliche Kommission appelliert, «wettbewerbsfähige» Tarife für Ärzte in katholischen Einrichtungen zu finden, die sich an den Tarifen des Marburger Bundes orientieren. Auch die Einführung von Niedriglohngruppen wurde gefordert.

Der Vertreter der Caritas-Arbeitgeber, Rolf Lodde, sagte der KNA, die Erhöhung der Gehälter «wird manchem Dienstgeber sehr wehtun». Es handele sich dennoch um ein positives Ergebnis, weil der grundsätzliche Einstieg in eine Reform des Vergütungssystems gelungen sei. Der Vertreter der Mitarbeiterseite, Thomas Schwendele, würdigte, dass die Arbeitsrechtliche Kommission Handlungsfähigkeit bewiesen habe. Unzufrieden zeigte er sich mit der Höhe der Abschlüsse. Jetzt komme es darauf an, dass die Mitarbeitervertreter in den regionalen Verhandlungen gute Ergebnisse erzielten.

Der Tarifstreit bei dem katholischen Wohlfahrtsverband dauerte seit Herbst 2005. Die Caritas unterliegt dem kirchlichen Arbeits- und Dienstrecht, das weder Streiks noch Gewerkschaften kennt.
Stattdessen verhandeln Vertreter von Dienstgebern und Angestellten in paritätisch besetzten Kommissionen über Tarife und Gehaltsstrukturen.

Während die Mitarbeitervertretungen für die Anlehnung an den Öffentlichen Dienst plädierten, wollte die Arbeitgeberseite wegen der wachsenden Konkurrenz auf dem Sozialmarkt ein flexibleres Tarifmodell, das stärker leistungsbezogene Komponenten in Arbeitsverträgen, einen Abbau familienbezogener Leistungen und geringe Bezahlung im Niedriglohnbereich vorsieht.