Oberster Richter befürwortet teilweise Anwendung des islamischen Rechts in Großbritannien

Scharia light?

Grundsätze der Scharia sollten nach Meinung des Obersten Richters für England und Wales eine Rolle in der britischen Gesetzgebung spielen. Vor allem in Schlichtungsverfahren will Lord Nicolas Phillips laut Medienberichten vom Freitag das islamische Recht akzeptieren. Er sehe "keinen Grund dafür, dass die Scharia oder andere religiöse Regelsätze nicht Grundlage außergerichtlicher Einigungen" sein könnten. Die Reaktionen sind ablehnend.

 (DR)

Die Anwendung von Scharia-Grundsätzen, vor allem in familiären Streitigkeiten oder vertraglichen Angelegenheiten, sei keineswegs «radikal» und werde schon jetzt im britischen Recht berücksichtigt, sagte Phillips laut Berichten in einer Rede vor Muslimen in Ost-London. Die Prügelstrafe, Steinigungen oder das Abhacken von Händen dürfe aber nicht akzeptiert werden. Es solle auch keine Scharia-Gerichte geben.

Ähnliche Forderungen nach einer teilweisen Anwendung der Scharia hatte vor einem halben Jahr das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, formuliert. Er sorgte damals für hitzige Diskussionen und scharfe Kritik. Sowohl Premierminister Gordon Brown als auch Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, katholischer Erzbischof von Westminster, und Williams Amtsvorgänger George Carey lehnten den Vorstoß ab.