Nach Weltbankstudie macht Misereor gegen Biosprit mobil

Zwei Milliarden Betroffene

Diese Meldung sorgte am Freitag für Aufsehen weltweit: Um bis zu 75 Prozent seien die Preise für Lebensmittel in den vergangenen Monaten zum Teil gestiegen. Schuld sei die Herstellung aus Nahrungspflanzen. Entwicklungshilfer haben zuletzt vermehrt auf die Gefahren dieser Entwicklung hingewiesen. Misereor macht nun erneut massiv mobil.

 (DR)

Das bischöfliche Hilfswerk mit Sitz in Aachen hat die Europaparlamentarier dazu aufgerufen, gegen den vermehrten Einsatz von Agrartreibstoffen zu stimmen. Das Vorhaben der Europäischen Union, bis 2010 EU-weit jeden zehnten Liter Benzin aus der Produktion von Biosprit zu decken, werde ohne
Importe aus den Ländern des Südens nicht zu erreichen sein, erklärte das bischöfliche Hilfswerk am Freitag in Aachen.

Damit nähmen europäische Politiker "das Risiko steigenden Hungers für eine ungehinderte und angeblich  umweltbewusste Mobilität der Europäer in Kauf", heißt es.

Warum der Bericht verheimlicht wurde
Nach einem Bericht der Weltbank haben sich durch die Herstellung von Treibstoff aus Pflanzen die Nahrungsmittelpreise um bis zu 75 Prozent erhöht. Diese Erkenntnisse widerlegten die Einschätzung von US-Experten, laut denen Biosprit nur zu einem geringen Teil zu der aktuellen Teuerungsrate beigetragen habe.

Nach Angaben der britischen Zeitung "The Guardian" wurde der Weltbank-Bericht bereits im April erstellt, bislang aber nicht publiziert, um die Regierung von US-Präsident George W. Bush nicht in Verlegenheit zu bringen.

Grundnahrungsmittel werden unerschwinglich
Nach Angaben von Misereor mussten bereits vor der Nahrungsmittelkrise rund zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt im Durchschnitt 50 bis 80 Prozent ihres Einkommens für die tägliche Ernährung ausgeben.

Für diese Gruppe seien viele Grundnahrungsmittel nunmehr vollends unerschwinglich geworden. So sei in Brasilien der Preis für Bohnen zwischen April 2007 und April 2008 um 160 Prozent gestiegen.