Ex-Bischof Lugo will Paraguay als Präsident aus der Armut führen

Der Mann für die Armen

Fernando Lugo ist eine bemerkenswerte Figur: Er war Priester und Bischof und wird nun Präsident in Paraguay. Ein Weg, der ihn in Konflikt mit seiner Kirche brachte. Ihr Recht untersagt Priestern, öffentliche Ämter anzunehmen, "die eine Teilhabe an der Ausübung weltlicher Gewalt mit sich bringen". Nun ist das Dilemma gelöst: Lugo erhielt eine päpstliche Dispens, ist nicht länger Geistlicher, sondern Laie - und ab 15. August Präsident.

Autor/in:
Huberta von Roedern
 (DR)

«Ich möchte seiner Heiligkeit Benedikt XVI. ehrlich danken für eine Entscheidung, die nicht einfach war», zeigte sich der im April gewählte Lugo zufrieden und erfreut über die Nachricht, auf die er lange gewartet habe. Nach seiner Zeit als Präsident will er erwägen, möglicherweise in den geistlichen Stand zurückzukehren. Bis dahin wolle er sich exklusiv um Regierungsbelange kümmern.

Lugo ist nicht der erste Geistliche, der sich politisch betätigt. Doch noch nie ist ein Bischof von seinen Ämtern zurückgetreten, hat sich als Kandidat aufstellen lassen und mit klarer Mehrheit Präsidentschaftswahlen gewonnen. Sein Vorgänger Nicanor Duarte, der der seit 60 Jahren regierenden «Coloradopartei» angehört, hatte alles versucht, um Lugos Vorgehen zu stoppen. Er warf ihm mehrfach vor, als Geistlicher kein politisches Amt ausüben zu dürfen.

Erfolglos: Der ehemalige Bischof der Diözese San Pedro im verarmten Zentrum des Landes, der anfangs nur einer Interessensgemeinschaft zum Kampf gegen die Armut angehörte, wurde schnell zum Führer der zersplitterten Opposition. Im März 2006 stand Lugo an der Spitze einer der größten Demonstrationen in der Geschichte des Landes. Zehntausende protestierten gegen die Manöver Duartes, mit denen er seine verfassungswidrige Wiederwahl durchsetzen wollte.

Als jüngstes von sechs Geschwistern kam Fernando Lugo am 30. Mai 1951 auf die Welt und wuchs in der Kleinstadt Encarnacion auf, etwa 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Asuncion. Schon früh spürte er eine religiöse Berufung und trat mit 19 Jahren den Steyler Missionaren bei. Auch Politik spielte schon früh eine Rolle in seinem Leben: Seine Familie wurde wegen politischer Aktivitäten jahrelang verfolgt, seine Brüder misshandelt und des Landes verwiesen. Lugo, der immer wieder betonte, dass er auf der Seite der Besitzlosen stehe, wurde 1983 exiliert. Nach einigen Jahren in Ecuador und Rom kehrte er 1987 nach Paraguay zurück und wurde 1994 zum Bischof geweiht.

Offen benennt er seine Neigung zur Theologie der Befreiung. Doch er will, wie er mehrfach betonte, einen ganz eigenen Weg gehen, um das Land aus der Armut zu führen. Er distanziert sich von den links-populistischen Regierungen von Hugo Chavez in Venezuela und Evo Morales in Bolivien und vermeidet tunlichst, ideologisch etikettiert werden zu können. Trotzdem nennen ihn viele den «Bischof der Armen» oder einen «Christ für den Sozialismus».

Für viele Paraguayer ist der grauhaarige Mann mit Vollbart und Brille Hoffnungsträger für einen Wandel. Gerade wegen seines früheren kirchlichen Leitungsamtes genießt er einen Vertrauensvorschuss. Rund 90 Prozent der Paraguayer sind Katholiken.

Hinzu kommen persönliche Eigenschaften: Lugo strahlt Ruhe und Überzeugungskraft aus. Statt große Versprechungen zu machen, geht er zu den Menschen, hört zu und ist offen für ihre Vorschläge. Nun muss er beweisen, dass er das korrupte Land von Grund auf erneuern kann.