Führende Kunstwerke des 20. Jahrhunderts seit Freitag in Münster

"Ein künstlerisches Gipfeltreffen"

Picasso muss in seinem eigenen Museum Platz machen: Seine berühmtesten Künstlerkollegen werden in den nächsten drei Monaten das "Grafikmuseum Picasso" in Münster dominieren. 173 Werke von Miró, Chagall und Braque zeigt seit Freitag die Ausstellung "Maeght: Das Abenteuer der Moderne". Die größte Schau aus dem Hause der Kunstsammler, die es je in Deutschland gegeben hat.

Autor/in:
Heiko Ostendorf
 (DR)

"Es handelt sich um ein künstlerisches Gipfeltreffen, es ist ein kühner Ritt durch das 20. Jahrhundert", kündigte Museumsleiter Markus Müller an. Allein Chagall ist mit elf Grafiken und einer künstlerisch gestalteten Stellwand (Paravant) vertreten.

Von dem 1882 in Paris geborenen Braque sind 18 Werke zu sehen, darunter zwei Skulpturen und 15 Grafiken. Bis November hofft das Museum 30.000 Besucher anzulocken.

Eine der bedeutendsten Kollektionen moderner Kunst
Die Sammlung der Maeghts gilt als eine der bedeutendsten Kollektionen moderner Kunst. Aimé Maeght (1906-1981) und seine Frau Marguerite (1909-1977) kümmerten sich fast ein Leben lang um die Künstler ihrer Zeit. "Als Kunstsammler hat Maeght wie kein anderer den Sehnerv des 20. Jahrhunderts getroffen", erläutert Müller.

Bereits 1945 eröffnete das Ehepaar in der Rue de Téhéran in Paris eine eigene Galerie. Aimé Maeght pflegte seine Freundschaften zu bekannten Künstlern, wodurch das Haus schnell an die Spitze der Kunsthändlerszene katapultiert wurde. Ausstellungen in Zusammenarbeit mit André Breton und Marcel Duchamp erregten Aufmerksamkeit, und ab 1951 zeigte die Galerie Werke von Kandinsky. Aber auch günstige Druckgrafiken, die für den Geldbeutel des kleinen Mannes erschwinglich waren, trugen zum Erfolg bei.

Mit ihrem Engagement führten die Maeghts im letzten Jahrhundert die Kunstszene an. Die 1964 von ihnen gegründete Stiftung ist eine der wenigen Einrichtungen in Frankreich, die sich mit Gegenwartskunst auseinandersetzen. Über 12.000 Werke trug das Ehepaar im südfranzösischen Städtchen Saint Paul de Vence an der Cote dAzur zusammen. "Ich schuf diese Stiftung zu meinem Vergnügen, indem ich hoffte, einen Teil dieser Freude weitergeben zu können", sagte Maeght zu Lebzeiten über die Gründung.

Kein normales Museum
Das Haus der Fondation sollte kein normales Museum werden, sondern viel mehr ein Ort für Kunst und Künstler sein. Noch heute versammeln sich dort regelmäßig Kunstschaffende, Philosophen und Dichter, halten Vorträge und stellen aus. An der Gestaltung des Gebäudes haben sich unter anderem Chagall, Braque und Miró beteiligt. Sie erstellten Mosaike und Irrgärten, erschufen Brunnen und Fensterscheiben. Das Gebäude selber stammt vom spanischen Architekten Josep Lluís Sert (1902-1983).

Bis heute ist das Museum rein privat finanziert und keiner staatliche Institution angeschlossen. Dennoch lockt es jedes Jahr mehr als 200.000 Besucher an. Inzwischen führt der Sohn die Stiftung, und die Enkelinnen kümmern sich um die Galerie. So bleibt das Kunstimperium auch weiterhin in der Familie.

Im Bestand der Familie Maeght finden sich viele weltbekannte Künstler der Moderne. Nur Picasso findet sich im Bestand der Fondation nicht.
Von ihm wird daher auch in der Sonderausstellung im Picasso-Museum kein Werk zu sehen sein. Die Grafiken des Hauses werden für die Zeit in der Billerbecker Kolvenburg in der Nähe von Münster gezeigt. "Mein Großvater kannte Picasso gut, ist aber nie sein Galerist gewesen", erläutert die Enkelin Yoyo Maeght. Der Grundgedanke der Fondation sei gewesen, die Künstler der Pariser Galerie zu zeigen. Mit Picasso seien die Großeltern nie geschäftlich zusammengekommen.

Das Graphikmuseum hat dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet.