Pekings Erzbischof lädt Papst ein - Vatikan erfreut aber ohne Reisepläne

"Ermutigendes Zeichen"

Der Erzbischof von Peking hat Papst Benedikt XVI. zu einem Besuch in China eingeladen. Die Ortskirche habe seit langem den "großen Wunsch", dass eine solche Reise zustande komme, sagte der Bischof der regierungsnahen "Patriotischen Vereinigung" Joseph Li Shan am Mittwochabend in einem Interview des italienischen Fernsehens. Zugleich bestritt er, dass sich viele mit dem Papst verbundene Christen nur zu Geheimgottesdiensten versammeln könnten. "Das Problem der Untergrundkatholiken existiert nicht", so der Erzbischof.

 (DR)

Der Vatikan nimmt die Einladung des Pekinger Erzbischofs an Papst Benedikt XVI. als positiv und ermutigend auf. Man könne sie als eines der Signale ansehen, mit denen China auf den Wunsch des Heiligen Stuhls nach einer Normalisierung der Beziehungen antworte, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag in Radio Vatikan. Allerdings sei es «völlig verfrüht», von einer Papstreise in die Volksrepublik zu sprechen.

Li Shan beschrieb das Verhältnis zu Rom als sehr positiv. «Die Beziehungen mit dem Vatikan werden immer besser. Man kann sagen, das es große Fortschritte gibt», sagte er in dem Interview. Zwischen dem Vatikan und Peking bestehen seit 1951 keine diplomatischen Beziehungen. Der Heilige Stuhl bemüht sich seit längerem um eine Annäherung, erwartet aber als Vorbedingung Religionsfreiheit für die Katholiken.

Li Shan war im September 2007 in einer Zeremonie der offiziellen Staatskirche zum Leiter des Erzbistums Peking geweiht worden. Die Weihe erfolgte ohne Erlaubnis des Papstes. Indirekt hat der Vatikan Li Shan unterdessen anerkannt; offiziell ist der Bischofssitz der chinesischen Hauptstadt allerdings vakant.

Lombardi sagte, die Äußerung des Pekinger Kirchenführers mache deutlich, dass Benedikt XVI. von allen chinesischen Katholiken respektiert und seine Autorität anerkannt werde. Zugleich unterstrich der Sprecher, «einige wichtige Probleme» zwischen dem Vatikan und China seien noch ungelöst. Seitens des Heiligen Stuhls bestehe aber «die Absicht und der Wille, weiterhin einen ehrlichen und konstruktiven Dialog voranzubringen».

Rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern Chinas sind Katholiken. Als kleine Minderheit haben sie dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen. Eine Besonderheit ist die Aufteilung der chinesischen Katholiken in zwei Gruppierungen. Neben der regimenahen und staatlich zugelassenen «Patriotischen Vereinigung» gibt es Christen, die eine größere Distanz zu den Behörden aufrecht erhalten.

Die «patriotischen Christen» können seit 1957 meist mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der auch als «Untergrundkirche» bezeichneten anderen Gruppierung kommt es dagegen regelmäßig zu staatlichen Sanktionen. Immer wieder werden Priester und Bischöfe verhaftet oder verhört. Die «Untergrund-Katholiken» erhalten keine Erlaubnis zum Bau von Kirchen. In der Praxis verschwindet die scharfe Grenzziehung zwischen den beiden Gruppierungen allerdings allmählich. Bis auf wenige Ausnahmen sind auch die meisten patriotischen Bischöfe inzwischen vom Vatikan anerkannt.