Papst Johannes Paul II. reiste 2004 nach Lourdes

Seine letzte Reise

Es sollte seine 104. und letzte Reise sein: Im August 2004 kam Papst Johannes Paul II. als Pilger nach Lourdes und feierte eine Messe mit 300.000 Gläubigen. Gesundheitlich machte der Papst über weite Strecken der Reise einen stark angestrengten, aber insgesamt stabilen Eindruck. Er habe das "Ziel seiner Pilgerreise erreicht", sagte er sichtlich bewegt beim Eintreffen an der Erscheinungsgrotte in Lourdes. Und viele Beobachter sahen in diesen Worten schon einen Abschiedsgruß. Der 84-Jährige litt seit Jahren an der Parkinsonschen Krankheit. Zudem fesselte ihn eine Arthritis an den Rollstuhl.

 (DR)

Als Höhepunkt seiner 104. Auslandsreise feierte Papst Johannes Paul II. am Sonntag in Lourdes mit rund 300.000 Gläubigen eine Messe. In seiner Predigt erteilte er allen Angriffen auf das Leben wie Abtreibung, Euthanasie oder dem Klonen menschlicher Embryonen eine entschiedene Absage. Unter dem Applaus der Menge forderte der Papst einen "Schutz des Lebens, allen Lebens, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende".

Johannes Paul II. betonte, das Leben sei ein "heiliges Geschenk"; niemand dürfe sich "zum Patron darüber erheben". Weiter forderte er zur Verteidigung der Freiheit auf. Die menschliche Freiheit sei von der Sünde verletzt. Sie müsse durch Christus von sich selbst befreit werden. "Seid freie Frauen und Männer", so der Papst wörtlich. Zum Abschluss der Messe dankte er vor allem den Jugendlichen, die sich in Lourdes für die Krankenpflege einsetzen. "Tragt nach dem Vorbild Marias neuen Elan der Hoffnung in die Welt", rief er ihnen vor seinem Angelus-Gebet zu. Die Botschaft von Lourdes sei der Aufruf zu Bekehrung und zu Gebet. Ausdrücklich wandte sich das Kirchenoberhaupt gegen Überheblichkeit und rief die Menschen zu Demut und Barmherzigkeit auf. Sie sollten so zu einer "Zivilisation der Liebe" beitragen.

Vor seinem Abflug besuchte das Kirchenoberhaupt wie am Vortag noch ein Mal die Mariengrotte des südfranzösischen Wallfahrtsortes. Eine Viertelstunde verharrte er im Gebet und segnete anschließend die versammelten Pilger.

Rosenkranz-Gebet mit über 100.000 Pilgern


Am Vorabend hatte Johannes Paul II. mit mehr als 100.000 Pilgern den Rosenkranz gebetet. Im Papamobil sitzend, führte er eine Prozession von Kranken, Pilgern und Priestern von der Erscheinungsgrotte zur Rosenkranz-Basilika des südfranzösischen Wallfahrtsortes. In einer Ansprache an die Teilnehmer der anschließenden Lichterprozession forderte er, die Menschheit müsse ihren Einsatz für Versöhnung, Dialog und Solidarität verstärken. Jeder Mensch solle im anderen "nicht einen Feind sehen, den es zu bekämpfen gilt, sondern einen Bruder, den man annimmt und liebt, um gemeinsam eine bessere Welt aufzubauen".  Immer wieder wandte er sich während seines zweitägigen Besuches an die Kranken. Er teile mit ihnen "einen Lebensabschnitt, der von physischem Leiden gekennzeichnet ist, der aber keinesfalls weniger wertvoll ist", betonte der 84-Jährige.

Bereits am Vormittag hatte der Papst seine Reise mit einem Friedensappell an die internationale Staatengemeinschaft begonnen. Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg möge die Eintracht unter den Völkern fördern und eine erneute Verpflichtung zum Frieden sein, sagte er bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Tarbes anlässlich des 60. Jahrestags der alliierten Landung in der Provence. In Tarbes wurde das katholische Kirchenoberhaupt vom damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac und den Bischöfen des Landes begrüßt. Chirac betonte in seiner Rede die außenpolitischen Gemeinsamkeiten mit dem Vatikan. Frankreich und der Heilige Stuhl kämpften gemeinsam für Frieden, Recht und den Dialog der Kulturen. Angesichts eines wachsenden Fanatismus und zunehmender Intoleranz sei dieser "Kampf um die Freiheit, um die Anerkennung der gleichen Würde aller - Frauen und Männer - und die Zurückweisung jeglicher
Diskriminierung, Unterdrückung, Rassismus und Hass" besonders dringend, so der Staatschef.

"Pilger bei der Gottesmutter"
An der Grotte von Massabielle richtete der Papst dann seinen ersten Gruß bewusst an die Kranken, ihre Begleiter, Pfleger und Familien. Mit ihnen sei er "ein Pilger bei der Gottesmutter". Er habe immer hohes Vertrauen in das Gebet und das Opfer der Kranken gesetzt. Wie viele Lourdes-Pilger trank auch der 84-Jährige von dem Wasser der Marienquelle und legte eine goldene Rose als Geschenk an die Gottesmutter nieder.

Positive Bilanz der Lourdes-Reise
Nach der Reise äußerte sich Papst Johannes Paul II. zufrieden. Er habe eine "tiefe geistige Erfahrung" in dem südfranzösischen Marienwallfahrtsort erlebt, sagte er am Mittwoch bei der Generalaudienz in Castelgandolfo. Anders als in Lourdes hielt der 84-Jährige seine Ansprache und mehrsprachigen Grußworte mit kräftiger Stimme, die allerdings gegen Ende der 40-minütigen Zeremonie etwas nachließ.

"Ich danke Gott, dass er mir in seinem Wohlwollen gestattet hat, mich auf die Pilgerreise nach Lourdes zu begeben", sagte der Papst in seiner Rede vor mehreren tausend Pilgern aus aller Welt. Bewegt äußerte er sich über die Begegnung mit den vielen Menschen, in erster Linie mit den Kranken. Johannes Paul II. äußerte die Hoffnung, dass auch die jungen Menschen die Erinnerung an die Pilgerreise bewahrten und die Kraft hätten, "freie Männer und Frauen in Christus zu werden".