Zwei Jesuiten tot in Moskauer Wohnung aufgefunden - Patres waren Renovabis-Projektpartner

Mord an Priestern

Zwei Jesuiten sind in Moskau offenbar ermordet worden. Die beiden Priester wurden am Dienstagabend tot in ihrer Wohnung in der russischen Hauptstadt aufgefunden. Berichten zufolge ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Auch die Administration von Präsident Dimitri Medwedjew habe sich in den Fall eingeschaltet. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, und das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis reagierten mit Bestürzung. Mit ihnen verliere die katholische Kirche "authentische Glaubenszeugen", erklärte der Bamberger Erzbischof am Mittwoch.

 (DR)

Renovabis beruft sich auf den Sprecher der Erzbischöflichen Kurie in Moskau, Pater Igor Kowalewski. Demzufolge wurde Betancourt-Ruiz bereits am Samstag umgebracht, zwei Tage später Messmer, als dieser von einer Reise zurückkam.

Die beiden Priester hätten nicht auf Telefonanrufe reagiert, weshalb besorgte Mitbrüder die Wohnungstür aufbrechen ließen, sagte Kowalewski. Die Kriminalpolizei habe noch bis zum frühen Mittwochmorgen Spuren gesichert, die noch ausgewertet würden. Dem Sprecher zufolge wird der Vorfall von russischer Seite auf höchster Ebene behandelt. So habe sich die Administration von Präsident Dimitri Medwedjew in den Fall eingeschaltet. Mitarbeiter und Geschäftsführung von Renovabis reagierten mit großer Bestürzung auf den Tod der Patres, die zu den Projektpartnern des Hilfswerks zählten.

Jesuitengeneral Pater Adolfo Nicolas rief alle Jesuiten zum Gebet und zur Unterstützung der Mitbrüder in der russischen Region auf. Schick sagte, er sei «erschüttert» über die Gewalttat. Deshalb begrüße er es, dass sich die obersten Behörden in Moskau eingeschaltet hätten, um eine schnelle Aufklärung des Vorfalls herbeizuführen. Erst vergangene Woche sei Otto Messmer in Franken zu Gast gewesen. «Mit großem Engagement und Weitsicht» habe er für die Menschen in Russland und Moskau als Katholik gewirkt, etwa bei der Ausbildung von Priesteramtskandidaten.

Gleichzeitig sprach der Bamberger Erzbischof der Familie von Messmer sowie dem Jesuitenorden sein Beileid aus. Die Mutter lebt seit vielen Jahren in Nürnberg, weitere Familienangehörige in seiner Erzdiözese. Zwei Brüder des Getöteten gehören ebenfalls dem Jesuitenorden an. Einer ist seit 2006 Bischof in Kirgistan, der andere Seelsorger in Leipzig.

Tote Jesuitenpatres waren Renovabis-Projektpartner
Messmer stammte aus der kasachischen Republik, wo er 1961 in der Industriemetropole Karaganda geboren wurde. 1982 trat er in die Gesellschaft Jesu ein, die in der damaligen Sowjetunion nur «im Untergrund» wirken konnte. Nach Abschluss seiner theologisch-philosophischen Studien in Riga weihte ihn Kardinal Julian Vaivods dort 1988 zum Priester. Seinen seelsorglichen Dienst begann Messmer in der heutigen kasachischen Hauptstadt Astana. Später leitete er als Rektor das Vorseminar in Nowosibirsk und kümmerte sich dort um die Ausbildung der Priesteramtskandidaten.

Betancourt-Ruiz stammte aus Kolumbien. Er lehrte als Professor am Moskauer «Institut für Theologie, Philosophie und Geschichte», das von den Jesuiten getragen wird. Er wirkte erst seit einigen Jahren in Russland.

Beide Ordensleute zählten zu Projektpartnern von Renovabis in Russland, mit denen das Osteuropa-Hilfswerk vertrauensvoll zusammenarbeitete. Allein im vergangenen Jahr förderte Renovabis Projekte in Russland in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro.