Papst würdigt verstorbenen Kardinal Dulles

"Einen Freund verloren"

Avery Dulles, der älteste US-amerikanische Kardinal, ist tot. Der Jesuit war einer der bekanntesten Theologen des Landes und starb am Freitag im 91. Lebensjahr in New York, wie sein Orden am Wochenende mitteilte.

Kardinal Dulles: In den USA maßgeblich zum Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils beigetragen (KNA)
Kardinal Dulles: In den USA maßgeblich zum Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils beigetragen / ( KNA )

Papst Benedikt XVI. würdigte Dulles für dessen "überzeugendes persönliches Zeugnis für die Eintracht von Glaube und Vernunft". In einem Beileidstelegramm hob der Papst das langjährige Wirken des Verstorbenen als Theologieprofessor hervor.  Nach seinem Tod zählt das Kardinalskollegium 191 Mitglieder. Von diesen sind 116 jünger als 80 Jahre und dürften somit an einer Papstwahl teilnehmen.

Mit Dulles habe er einen "persönlichen Freund" verloren, erklärte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz der USA, Kardinal Francis E. George, am Wochenende. Als Wissenschaftler wie als Autor von 22 Büchern und 600 Artikeln habe der Jesuit in den USA maßgeblich zum Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Papstamtes beigetragen.

Dulles wurde am 24. August 1918 in Auburn bei New York als Sohn einer protestantischen Politikerfamilie geboren. Sein Vater John Foster Dulles war von 1953 bis 1959 Außenminister, sein Onkel Allen W. Dulles Chef des US-Gemeindienstes CIA unter Präsident Dwight D.  Eisenhower. Als 22-jähriger Jura-Student in Harvard konvertierte Dulles 1941 zur katholischen Kirche, trat 1946 in den Jesuitenorden ein und erhielt 1956 die Priesterweihe.

Präsident der Katholischen Theologengesellschaft
Dulles lehrte an mehreren amerikanischen Hochschulen, unter anderem von 1974 bis 1988 an der Katholischen Universität von Amerika in Washington. Zuletzt war er ab 1988 Inhaber der Laurence-J.-McGinley-Professur für Religions- und Gesellschaftswissenschaften an der Fordham Universität. In der US-Bischofskonferenz wirkte er viele Jahre als Berater der Kommission für Glaubensfragen.

Zudem war Dulles in den USA zeitweise sowohl Präsident der Katholischen Theologengesellschaft als auch der überkonfessionellen Amerikanischen Theologischen Gesellschaft und Mitglied der gemeinsamen Lutherisch-Katholischen Dialogkommission.