Deutliche Worte von Bischof Mussinghoff zur Demonstration rechts gerichteter Kräfte in Aachen

Demo als Angriff auf das heutige Weihnachtsfest

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat an Weihnachten Ausländerhass und Rechtsradikalismus verurteilt. "Wir wollen keine Gewalt, keiner soll bei uns Angst haben müssen", sagte er an Heiligabend im Aachener Dom. Anlass war ein Neonazi-Aufmarsch am Morgen in der Innenstadt. "Solche Demonstrationen wollen wir nicht, nicht in Aachen, nicht in Stolberg, nicht in Düren", so Mussinghoff. An der Demonstration hatten rund 40 Neonazis teilgenommen. Hunderte Bürger protestierten gegen den Aufzug.

 (DR)

Vertreter von Stadt, Kirchen, Gewerkschaften und anderen Gruppen hatten sich darauf verständigt, mit «aktiver Ignoranz» anstatt einer organisierten Gegendemonstration zu reagieren.

Mussinghoff verwies auf Gewaltakte vergangener Jahre gegen Migranten und forderte zu einer selbstkritischen Haltung auf. «Wir erinnern uns, wie Fremde durch unsere Städte gehetzt werden, wie Häuser mit Fremden angezündet wurden, wie Flüchtlinge zu Tode kamen. Und wie reden wir über sie am Stammtisch, in Politik und Wirtschaft?»

Scharfe Kritik übte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auch an der Justiz bezüglich einer vorangegangenen Neonazi-Demonstration am 8. November. «Mein Vertrauen in die Gerichtsbarkeit ist erschüttert», so Mussinghoff. «Wie kann ein Gericht am Vortag des 70. Jahrestags der Reichspogromnacht nicht daran denken, was eine solche Demonstration mit jüdischen Menschen macht, die den Holocaust erlebt und erlitten haben?», meinte er. Das Bundesverfassungsgericht hatte in einer Eilentscheidung ein Verbot des Aufmarsches durch den Aachener Polizeipräsidenten gekippt.

Mussinghoff thematisierte auch die weltweite Wirtschaftskrise und rief zu Weitsicht und Einsicht auf. «Wir müssen die Krise sehen. Wir müssen uns vorsehen. Wir müssen einsehen: Geld ist nicht alles», so der Bischof. Das Weihnachtsfest könne die Menschen lehren, dass es im Leben nicht um Geld, sondern um Liebe gehe. «Das sollen wir begreifen: Nur die Liebe rettet», rief der Bischof den Gläubigen zu.