Weiter Streit um Weihbischof Wagner in Österreich

Droht der "Dauerkonflikt"?

Die Debatte um den künftigen Weihbischof in Linz, Gerhard Wagner, reißt nicht ab. Am Donnerstag bekräftigte ein Mitglied der Dechantenkonferenz die ablehnende Haltung des Gremiums gegenüber Wagner. Dagegen rief der Grazer Bischof Egon Kapellari zu Zusammenarbeit und Augenmaß auf.

 (DR)

«Wir befürchten, dass es nicht gut gehen wird mit dieser Personalentscheidung», sagte Generaldechant Franz Wild den «Oberösterreichischen Nachrichten» (Donnerstag). Der Stadtpfarrer von Traun begründete seine Einschätzung mit der bisherigen Abgrenzung Wagners von Versammlungen und Fortbildungen des Linzer Klerus. Wagner habe sich «zurückgezogen» und den Eindruck vermittelt, das sei für ihn nicht wichtig. Wörtlich sagte Wild:
«Wenn dann so jemand in eine zentrale Position kommt, dann denke ich mir, da werden wir einen Dauerkonflikt haben.»

Zu Wochenbeginn hatte sich die Dechantenkonferenz mit deutlicher Mehrheit von 31 zu 4 stimmen gegen die Ernennung Wagners zum Weihbischof in Linz ausgesprochen. Die Entscheidung ist kirchenrechtlich nicht bindend, hat aber Gewicht für die Seelsorge in der Diözese. «Die Dechanten kennen die Situation in den Pfarren, die man nicht so einfach ungehört übergehen kann», so Wild.

Unterdessen rief der stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kapellari, zu Ruhe auf. Die derzeitige Krise der Kirche werde überwunden, wenn guter Wille da sei, man sich etwas Zeit nehme und das Augenmaß zurückgewinne, sagte er der Nachrichtensendung «ZiB2» am Mittwochabend. Papst Benedikt XVI. vertraue auf das gemeinsame Handeln der österreichischen Bischöfe und darauf, «dass ihre Führungskompetenz ausreichen wird, um Probleme abzubauen».

Mit Blick auf Wagner sagte Kapellari, es sei «am Anfang einiges schief gelaufen». Die Schwierigkeiten könnten aber überwunden werden. Wagner müsse um Vertrauen bitten; umgekehrt müsse ihm Vertrauen gegeben werden. Auch müsse der künftige Weihbischof «die Kooperation mit seinem Bischof und Bischofskollegen» suchen. Die Dechanten von Linz mahnte Kapellari, zu erkennen, dass sie «gemeinsam mit dem Diözesanbischof Verantwortung tragen».

Die Ernennung Wagners zum Weihbischof durch Papst Benedikt XVI.
sorgt seit Tagen für Streit in Österreich. Der 54-Jährige gilt als streng konservativ und sorgte in der Vergangenheit mehrfach mit umstrittenen Äußerungen für Aufsehen. So rückte er Naturkatastrophen wie den Hurrikan «Katrina» in die Nähe einer göttlichen Strafe.