Delegation des israelischen Großrabbinats zu Gast im Vatikan

"Das Ende einer Krise"

Es war ein kurzer, aber intensiver Besuch. Rund 24 Stunden dauerte die offizielle Visite der Delegation des israelischen Großrabbinats in Rom. Die Agenda hätte aber auch für einen längeren Aufenthalt gereicht. Unter anderem stand ein Empfang beim israelischen Vatikan-Botschafter Mordechay Lewy am Donnnerstagabend an; zuvor gab es interreligiöse Gespräche, eine Pressekonferenz, ein Treffen mit Kurienkardinal Walter Kasper und eine Audienz beim Papst. Die Begegnung mit dem Kirchenoberhaupt war das wohl symbolträchtigste Bild des Kurzbesuchs.

Autor/in:
Caroline Schulke
 (DR)

«Es geht darum, die Positionen noch einmal klarzumachen - und mit der Papstaudienz einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass der Dialog mit dem Großrabbinat gute Früchte gebracht hat und auf festen Füßen steht», hatte der Sekretär der Vatikan-Kommission für die Beziehungen zum Judentum, Pater Norbert Hofmann, schon im Vorfeld gesagt. Entscheidend sei zu demonstrieren, dass es in der Kirche keinen Platz für die Leugnung des Holocaust gebe und sie ein zuverlässiger Partner im Kampf gegen den Antisemitismus sei. Es ging also um große Gesten und große Worte. Beides hat seine Wirkung offenbar nicht verfehlt.

Der Leiter der israelischen Delegation, Oberabbiner Schar Jischuw Cohen, sprach nach dem Treffen von einem Wendepunkt und dem Ende einer Krise zwischen Benedikt XVI. und dem Großrabbinat, die vor einem Jahr begonnen habe. Seine Delegation habe sich keinen wärmeren Empfang und keine deutlichere Verpflichtung für die Fortsetzung des Dialogs und der Freundschaft mit dem jüdischen Volk wünschen können.

In der Audienz hatte der Papst zuvor den christlich-jüdischen Dialog bestärkt und sich deutlich zu dem Konzils-Dokument «Nostra aetate» von 1965 bekannt. Ein deutliches Signal für das Zweite Vatikanische Konzil - und gegen den Holocaust-Leugner Richard Williamson, auch wenn dessen Name in der Papstrede nicht fiel.

Selbst ohne die namentliche Nennung durch den Papst stand Williamson auf der Liste der behandelten Themen bei den interreligiösen Gesprächen. Mit einem parallel zum Besuch der Rabbiner offiziell veröffentlichten Papstbrief an die Bischöfe der Welt, in dem Benedikt XVI. die Rücknahme der Exkommunikation für Williamson und drei weitere Traditionalisten-Bischöfe erläutert, bekam diese Frage zudem eine neue Aktualität - und ein neues Signal der Versöhnung.

Auch in dem Bischofsbrief bekennt sich der Papst eindeutig zum interreligiösen Dialog und bedankt sich bei «den jüdischen Freunden, die geholfen haben, das Missverständnis schnell aus der Welt zu schaffen und die Atmosphäre der Freundschaft und des Vertrauens wiederherzustellen». Bekenntnisse und Gesten, die auf Zustimmung und Lob stießen. Cohen nannte den Brief des Papstes außergewöhnlich.

Ähnlich betonte Rabbiner David Rosen, dass für ihn mit den Klarstellungen des Papstes die Causa Williamson erledigt sei.
Seitens des Vatikan gebe es keinen Kompromiss im Widerstand gegen Antisemitismus und die Leugnung des Holocaust, sagte der Vorsitzende des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen (IJCIC). Den Einsatz für die katholisch-jüdischen Beziehungen sieht Rosen keineswegs geschwächt. «Wenn wir das hören», so der Rabbiner mit Bezug auf die Worte des Papstes, «haben wir allen Grund, zufrieden zu sein, dass diese Frage geklärt ist.»

Versöhnliche Aussagen vor der bevorstehenden Reise des Papstes nach Israel im Mai, die zwar länger als der jetzige Besuch der Rabbiner in Rom ausfällt, aber kaum weniger intensiv werden dürfte. Benedikt XVI. selbst kündigte an, besonders für die Einheit und den Frieden in der Region und für die ganze Menschheitsfamilie beten und das Miteinander der Religionen vertiefen zu wollen. Cohen sprach schlicht von einem weiteren Meilenstein der Beziehungen.