Oberammergau erneuert erstmals Gelübde

Kein beliebiges Schauspiel

Alle zehn Jahre, so hatten es die Urahnen der Oberammergauer während des Dreißigjährigen Kriegs 1633 geschworen, sollte das "Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus" aufgeführt werden. Seit 375 Jahren erfüllt die Gemeinde diesen Schwur nahezu ohne Unterbrechung. Am Samstag wurde nun erstmals das Gelübde für die Passionsspiele 2010 erneuert.

 (DR)

In einem erstmals ökumenischen Gottesdienst haben die Darsteller der Passionsspiele 2010 in Oberammergau am Samstag ihr Gelübde erneuert. Die evangelische Regionalbischöfin für München und Oberbayern, Susanne Breit-Keßler, bezeichnete dabei die Oberammergauer Passionsspiele als "weltberühmtes Unikat". Zugleich würdigte sie die Leistung der Laiendarsteller. Sie spielten nicht nur, sondern verkörperten die bibischen Figuren "mit Leib und Seele".

"Die Passionsspiele inszenieren die erlösende Botschaft des
Evangeliums: Wir sind niemals wirklich gottverlassen, auch dann nicht, wenn uns unser Kreuz schier zu Boden drückt", sagte die Pfarrerin. Der katholische Weihbischof Franz Dietl unterstrich die Bedeutung der Passionsspiele, die es seit 375 Jahren gibt. Die Oberammergauer seien damit durch die Jahrhunderte "hindurch der biblischen Erlösungsbotschaft treu geblieben". Dabei bringe das Bemühen um eine bibeltreue und zugleich zeitgerechte und künstlerisch anspruchsvolle Darstellung der letzten Tage im Leben Jesu immer auch "schmerzliche Auseinandersetzungen" mit sich.

Die Passionsspiele in Oberammergau gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück: Damals gelobten die Dorfbewohner, alle zehn Jahre das "Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus" aufzuführen, wenn niemand mehr an der grassierenden Pest sterbe. Die erste Aufführung fand 1634 statt. Für die Spielzeit 2010 sprach der elfjährige Christoph Stöger das neue Gelübde: "Eingedenk des Gelübdes und getreu dem Verspruch unserer Vorfahren werden wir Oberammergauer im Jahr 2010 das Passionsspiel aufführen."

Bei den 41. Passionsspielen wirken rund 2.500 Dorfbewohner mit. Mitspielen darf nur, wer seit mindestens 20 Jahren in Oberammergau lebt. Die Spiele werden im kommenden Jahr vom 15. Mai bis 3. Oktober 2010 stattfinden. Die Veranstalter erwarten rund 500.000 Gäste aus der ganzen Welt, davon lediglich rund 20 Prozent katholische Christen.