Vor 500 Jahren bestieg Heinrich VIII. den Thron

Monarch und Monster

"Der schönste Herrscher, den ich je gesehen habe" schwärmte ein venezianischer Besucher Englands. In der Tat war der junge Heinrich VIII. eine Augenweide, als er am 21. April 1509, heute vor 500 Jahren, den englischen Thron bestieg. Rotblond, hochgewachsen, sportlich - zum fetten, Ehefrau ermordenden, despotischen Monster, als das ihn die Nachwelt in Erinnerung hält, wurde er erst deutlich später.

Autor/in:
Christiane Neuhausen
 (DR)

England feiert dieses Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen das Jubiläum der Thronbesteigung. Seine fast vierzigjährige Regierungszeit (1509-1547) hat das Land am Übergang vom Mittelalter zur Renaissance tiefgreifend verändert.

Heinrich, geboren am 28. Juni 1491, war als zweitgeborener Sohn eigentlich für den geistlichen Stand vorgesehen. Doch mit dem plötzlichen Tod seines älteren Bruders wurde er Thronfolger und erbte die junge Ehefrau seines Bruders dazu, die spanische Prinzessin Katharina von Aragon, weil sein Vater Heinrich VII., zu geizig war, die Mitgift zurückzugeben. Gemeinsam schauten sie bei seiner Thronbesteigung in eine glückliche Zukunft, doch konnte Katharina die wichtigste Aufgabe nicht erfüllen: einen lebensfähigen Sohn gebären.

Liebesleben mit politischen Folgen
An dieser Stelle beginnt das Liebesleben des Königs politische Folgen zu zeigen. Je stärker seine Liebe zu der Hofdame Anne Boleyn wuchs, desto mehr wuchsen auch seine Zweifel an der Gültigkeit seine Ehe. Mit Leviticus 20,21 schien ihm zunehmend klarer, wer die Witwe des Bruders zur Frau nehme, dessen Ehe bliebe kinderlos. Als Lösung des Dilemmas bliebe also nur, die Ehe zu annullieren und anschließend mit Anne Boleyn als Ehefrau und Königin neu zu beginnen. Dieser Argumentation verschloss sich jedoch der Papst, der allein die Macht hatte, diesen Dispens zu gewähren.

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Heinrich, der theologisch so konservativ war, dass er gegen Martin Luther eine allseits beachtete Streitschrift veröffentlichte und dafür vom Papst mit dem Titel "Defensor Fidei" ausgezeichnet wurde, die Reformation in England in Gang setzte. Der Papst wollte nicht so, wie Heinrich wollte, also trennte Heinrich die englische Kirche von Rom und machte sich zum Oberhaupt. Thomas Morus, der berühmte Humanist und Schatzkanzler, konnte dem aus Gewissensgründen nicht folgen und landete auf dem Schafott, als eins von vielen Opfern Heinrichs. Papst Johannes Paul II. hat ihn dafür im Jahr 2000 zum Schutzpatron der Politiker ernannt.

König mit einer eigenen Kirche
Auch die Ehe mit Anne Boleyn dauerte nicht lange. Statt eines Thronfolgers gebar sie eine Tochter und landete dafür auf dem Schafott. Ihren Platz nahm die jungen Jane Seymour ein, die im Kindbett starb, ihm aber einen Sohn schenkte. Eine weitere Ehefrau endete auf der Guillotine; eine konnte eine Scheidung erreichen, aber damit ihren Kopf retten. Die letzte und die sechste Ehefrau hat Heinrich tatsächlich überlebt.

Seine serielle Monogamie hat ihn jedenfalls nicht glücklich gemacht. Mit zunehmendem Alter und Krankheit wurde der englische König fett und despotisch, wahrscheinlich auch aufgrund ständiger Schmerzen durch ein offenes Bein. Als er 1547 starb, war er ein König mit einer eigenen Kirche, die ihr eigenes Profil unter seinen Kindern Edward und Elizabeth fand.