"Raum der Stille" für Düsseldorfer Landtag

Auszeit vom Politstress

Die Schalke-Arena hat einen und der Deutsche Bundestag auch: Ab dem kommenden Jahr soll es nun auch im Düsseldorfer Landtag einen "Raum der Stille" geben. Für religiöse Andachten und Momente der Besinnung werden Politiker, Parlamentsmitarbeiter und Besucher ein Refugium abseits der Alltagsroutine bekommen.

 (DR)

Wie der Landtag am Donnerstag mitteilte, soll es sich um einen Ort handeln, an dem sich Menschen aller Glaubensrichtungen und Nichtgläubige von der Hektik des politischen Betriebs in eine Atmosphäre der Ruhe zurückziehen können. Auf den «Raum der Stille» haben sich das Landtagspräsidium und die Beauftragten der beiden christlichen Kirchen geeinigt.

Noch vor Ende der Wahlperiode im Frühjahr 2010 wolle man das Zimmer der Besinnung eröffnen, sagte Peter Biesenbach, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion.

Vorgesehen als «Raum der Stille» ist ein bisheriges Sitzungszimmer im Landtagsgebäude. Dieser Saal soll 30 bis 40 Personen Platz bieten. Gemeinsam mit rund 25 anderen Abgeordneten hatte Christdemokrat Biesenbach an den meist monatlichen Andachten im Parlamentsgebäude teilgenommen.

Bislang hatten die regelmäßigen Andachten in einem Raum der FDP stattgefunden - was einige Teilnehmer störte. «Ich freue mich sehr auf den 'Raum der Stille', da ich - wenn es die Zeit erlaubt - gerne an den Landtagsandachten teilnehme», sagte die NRW-SPD-Fraktionsvorsitzende Hannelore Kraft. «Bisher mussten sie aber im Saal der FDP-Fraktion stattfinden, mit deren Wahlplakaten an den Wänden. Nun bekommt die Andacht glaubensübergreifend einen würdigen Rahmen», fügte die Oppositionsführerin hinzu.

Er habe nicht gehört, dass sich jemand am bisherigen Andachtsraum bei den Liberalen stört, sagte FDP-Fraktionschef Gerhard Papke. Es sei aber «gut und angemessen», dass es bald einen besonderen stillen Raum geben wird. In anderen Landtagen gebe es ja sogar Parlamentskapellen. Der Grundsatzentscheidung seien monatelange Beratungen im Ältestenrat vorausgegangen. Schon der Raummangel im Landtag sei ein Problem gewesen. Das Parlament wird wegen fehlender Büroräumlichkeiten derzeit für rund zwölf Millionen Euro ausgebaut.

Die Vertreter der beiden Kirchen wollten für den «Raum der Stille» Gestaltungsvorschläge machen, sagte der Parlamentssprecher. Die Innenarchitektur des Raumes solle so gestaltet werden, dass Gäste des Hauses, Gläubige anderer Religionen sowie Nichtgläubige sich in diesem Raum wohlfühlen können. Das bedeute aber nicht, dass bei Andachten, die bislang in einem Fraktionssitzungssaal stattfanden, auf christliche Symbole verzichtet werden muss, hieß es.

Der Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, Prälat Karl-Heinz Vogt, begrüßte, dass nun eine Lücke geschlossen werde. Die Kirchen hätten immer wieder darauf hingewiesen, dass es in Düsseldorf keinen «Raum der Stille» wie im Bundestag oder bei anderen Länderparlamenten gebe. Er dankte den Abgeordneten, die sich für die Einrichtung eingesetzt haben. Damit gebe es künftig einen eigenen Raum für die Landtagsandachten während der Plenarwochen. Zudem könnten sich Politiker, Mitarbeiter der Landtagsverwaltung und Besucher dorthin zum Gebet zurückziehen.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Johannes Remmel forderte eine «konfessionsübergreifende» Gestaltung des Raums. Neben den Christen müssten auch andere Religionsangehörige sowie Nichtgläubige den neuen Ort der Ruhe nutzen können.