Kirchen-Meeting für die Freundschaft unter Völkern in Rimini

Die Erkenntnis als Ereignis

30 Jahre - Das Meeting für die Freundschaft unter den Völkern ist inzwischen eine feste Größe im Jahresterminkalender Italiens.

Autor/in:
Christoph Scholz
 (DR)

In diesem Jahr findet das einwöchige "Kulturfestival" im Badeort Rimini, das auch als "italienischer Katholikentag" bezeichnet wird, zum 30. Mal statt. Am Sonntag nahm es mit einer live aus Castelgandolfo übertragenen Papstbotschaft seinen Auftakt. Die Veranstalter erwarten bis Samstag rund 700.000 Besucher zu den über 100 Veranstaltungen und acht Ausstellungen.

Begonnen hatte das "Meeting" einst mit nur 16 Veranstaltungen.  Mittlerweile ist es zum "italienischen Katholikentag" geworden. Der Vergleich hinkt allerdings. Denn die Initiative wird nicht von der Bischofskonferenz oder einem Zentralkomitee sondern von der kirchlichen Bewegung "Comunione e Liberazione" getragen, die der Mailänder Priester und Theologe Don Luigi Giussani (1922-2005) in den 50er Jahren ins Leben rief.

"Das Meeting ist vor allem Kultur, die aus einem Staunen angesichts der Wirklichkeit erwächst", sagt Emilia Smurro, Präsidentin der Meeting-Stiftung. "Uns geht es nicht um abstrakte Forderungen, wie Politik, Kunst, Wirtschaft oder Kultur auszusehen haben", hebt Smurro hervor. "Wir versuchen zu bezeugen, wie aus einer christlichen Erfahrung eine neue Menschlichkeit erwächst und die Gewissheit über die eigene christliche Identität zu einer Offenheit gegenüber der Welt führt."

Gegen den weit verbreiteten Skeptizismus
Die eher sperrigen Titel der Katholikentreffen versuchen auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen einzugehen. In diesem Jahr lautet das Motto: "Die Erkenntnis ist stets ein Ereignis". Damit wolle man auf den verbreiteten Skeptizismus und die wachsende Verunsicherung gegenüber der menschlichen Erkenntnisfähigkeit eingehen, erläutern die Organisatoren.

Auf der Gästeliste der Treffen stehen bedeutende Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: Papst Johannes Paul II., Helmut Kohl, Lech Walesa oder der ehemalige UN-Generalsekretär Boutros Ghali, aber auch protestantische Theologen, jüdische Rabbiner, buddhistische Mönche und muslimische Staatschefs, sowie Sänger, Künstler und Regisseure.

Blair unter den Gästen
In diesem Jahr nehmen der Kardinal von Madrid, Antonio Rouco Varela, der ehemalige britische Premierminister Tony Blair, die Physik-Nobelpreisträger John Mather und Charles Townes sowie der Medienunternehmer James Murdoch teil. Auf dem Kulturprogramm stehen die Erstaufführungen zweier Theaterstücke, unter ihnen "Etty Hillesum, ein Dach für Gott suchen", eine szenische Umsetzung der Tagebuchaufzeichnungen der jüdischen Schriftstellerin Hillesum, die 1943 von den Nazis in Auschwitz ermordet wurde.

Zum festen Programm des Meetings gehört auch die Berichterstattung über soziale Aktionen, etwa über eine Initiative für Guarani-Indianer in Paraguay, über die Hilfe für Landlose in Brasilien oder für Aidskranke und -waisen in Uganda.

Stelldichein für Vertreter von Regierung und Opposition
Das Treffen gilt auch als Auftakt der italienischen Politik nach der Sommerpause. So ist es ein regelmäßiges Stelldichein für Vertreter von Regierung und Opposition, Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Allerdings versucht man sich heute - im Gegensatz zu früheren Jahren - stärker aus der unmittelbaren Tagespolitik herauszuhalten. Wichtiger ist für Smurro, Raum für einen aufrichtigen Dialog zu schaffen.

Organisiert wird der "italienische Katholikentag" von vierzehn hauptamtlichen Mitarbeitern und rund 3.000 Freiwilligen aus aller Welt. Der Duisburger Softwareexperte Richard Verhoefen ist einer von ihnen. Er ist am "International Meetingpoint" tätig, wo er Besuchern aus Russland oder Kenia Orientierung auf dem 170.000 Quadratmeter großen Areal bietet. Die Hauptveranstaltungen werden inzwischen unter anderem auf Englisch und Deutsch übersetzt. Das Leitmotiv all dieser kulturellen und sozialen Angebote fasst Smurro mit einem Wort des Apostels Paulus zusammen: "Prüfet alles und das Gute behaltet".